Endoskopie heute 2008; 21 - FV36
DOI: 10.1055/s-2008-1061267

Der klinische Nutzen der transjugulären Leberbiopsie im Vergleich zur perkutanen und laparoskopischen Leberbiopsie

MG Beckmann 1, MJ Bahr 1, M Bredt 1, CP Strassburg 1, AS Schneider 1, MP Manns 1, J Wedemeyer 1
  • 1Abteilung Gastroenterologie, Hepatologie und Endokrinologie, Medizinische Hochschule Hannover

Einleitung: Die transjuguläre Leberbiopsie (TJLB) stellt eine alternative Methode zur Gewinnung von Lebergewebe dar, wenn eine perkutane Leberbiopsie aufgrund von Kontraindikationen nicht möglich ist. Wir haben die Wertigkeit der TJLB retrospektiv untersucht und mit Ergebnissen der perkutanen und der laparoskopischen Leberbiopsie verglichen.

Methoden: Identifikation aller TJLB der MHH-Endoskopie Datenbank im Zeitraum 01/2000 bis 09/2007. Es wurden die Indikationen, die technische Durchführbarkeit der Untersuchung, die Eingriff-assoziierten Komplikationen, die Qualität der Probe, und die klinisch therapeutische Konsequenzen der transjugulären Leberbiopsie analysiert.

Ergebnisse: Es konnten 101 Patienten identifiziert werden, an denen 102 TJLB durchgeführt wurden. Kontraindikationen für eine perkutane Leberbiopsie waren hämorrhagische Diathese bei 42 (41%), Aszites bei 33 (32%) oder die Kombination aus beidem bei 27 (26%) Patienten. Die vier Hauptindikationen für die Durchführung einer TJLB waren: (1.) Abklärung einer unklaren Lebererkrankung (n=44, 43%), (2.) Abklärung eines akuten/subakuten Leberversagens (n=32, 31%), (3.) Grading und Staging bei Hepatitis (n=12, 12%) sowie Verdacht auf Abstoßung bei Z.n. Lebertransplantation (n=11, 11%). Die Durchführung der TJLB war bei 84 (82%) der 102 Biopsien technisch möglich. Schwerwiegende Komplikationen traten nicht auf. In 14 (17%) Fällen war nur eine eingeschränkte histopathologische Beurteilbarkeit gegeben. In 7 der 8 Proben (88%) der Patienten mit Hepatitis konnte ein Grading erfolgen. Bei 19 (43%) der Fälle mit unklarem Leberversagen, 15 (47%) mit akutem/subakutem Leberversagen und 7 (64%) Fälle mit V.a. Abstoßung konnte die Biopsie einen Hinweis auf die Genese Lebererkrankung bzw. Laborwertveränderung liefern. Mittels laparoskopischer Biopsie konnte bei 58% der Patienten (n=38) die Biopsie Hinweise auf die Genese der unklaren Lebererkankung gewonnen werden. Ein histologisches Grading war bei 97,5% (perkutan, n=39) bzw. 100% (Laparoskopie, n=24) der Patienten möglich.

Zusammenfassung: Die TJLB stellt eine komplikationsarme Möglichkeit zur Gewinnung von Lebergewebe dar. Die gewonnenen Biopsien lassen in der Regel eine gute Beurteilbarkeit zu und sind in ihrer Aussagekraft der klassischen perkutanen Leberbiopsie und der laparoskopischen nur gering unterlegen.

Keywords: Leberbiopsie, transjugulär, laparoskopisch, akutes Leberversagen, Histologie