Klin Monbl Augenheilkd 2008; 225 - R89
DOI: 10.1055/s-2008-1058014

Inzisionale Astigmatismuskorrektur

T Kohnen 1
  • 1Universitäts-Augenklinik Frankfurt, Cullen Eye Institute des Baylor College of Medicine Houston (USA)

Zwischen 14 und 40% der Normalpopulation leiden unter der sogenannten Stabsichtigkeit (Astigmatismus regularis), bei welcher es in zwei orthogonal zueinander stehenden Meridianen zu unterschiedlichen Brechkräften des optischen Systems Auge kommt. Von diesen Astigmatismen sind auch Patienten refraktiv-chirurgischer Eingriffe wie LASIK (Laser in situ Keratomileusis), PRK (photorefraktive Keratektomie) oder der Implantation von Intraokularlinsen (IOL) betroffen. Bei letzteren kommt hinzu, das durch die für die Implantation notwendigen Schnitte, wenn sie größer als 2mm sind, ein Astigmatismus induziert wird. Die inzisionale Astigmatismuskorrektur soll den präexistenten Astigmatismus verringern und der chirurgischen Astigmatismusinduktion bereits während der Operation entgegenwirken. Dazu werden u.a. sogenannte „Limbale relaxierende Inzisionen“ (LRI) angewandt. Diese werden in der limbusnahen Cornea orthogonal zum steilen Hornhautmeridian angesetzt und folgen in ihrem Verlauf dem Cornearand. Die Inzisionen bewirken so eine Abflachung des steilen und eine Aufsteilung des flachen Hornhautmeridians. Zur Berechnung der Lage und Länge der Inzisionen werden Nomogramme wie das von Wang et al (Peripheral corneal relaxing incisions combined with cataract surgery, J Cataract Refract Surg (2003); 29:712–722) oder Computerprogramme wie der LRI Calculator von AMO (www.LRIcalculator.comAdvanced Medical Optics, St Ana, CA, USA) herangezogen. Extrem wichtig ist eine genaue Bestimmung von Achslage und Schnittlänge, da schon 10° Schnittverschiebung eine Verringerung der Astigmatismuskorrektur von 34% nach sich ziehen, bei 30° steigt der Astigmatismus bereits an statt abzunehmen. Zur Schnittführung werden entweder Diamantmesser oder eventuell in Zukunft die Femtosekundenlasertechnologie benutzt. Noch nicht vollständig geklärt ist, inwieweit diese Form der Astigmatismuskorrektur über längere Zeiträume stabil ist. Einsetzbar sind LRI bei Astigmatismen zwischen 0,75 und 2,5 dpt, während oder nach Kataraktextraktionen und nach LASIK/PRK, wenn das postoperative sphärische Äquivalent im Bereich von±0,5 dpt liegt.