Klin Monbl Augenheilkd 1992; 201(9): 164-168
DOI: 10.1055/s-2008-1045886
© 1992 F. Enke Verlag Stuttgart

Unterschiede in der Nachweisbarkeit von Humanem Immunschwäche Virus Typ 1 in Tränenflüssigkeit und Blutlymphozyten

Differences in the Isolation of the Human Immunodeficiency Virus Type 1 from Tears and Blood LymphocytesSt. A. Geier1 , L. Gürtler2 , V. Klauß1 , A. Mueller1 , L. Bader2 , J. Eberle2 , J. J. R. Bogner3 , U. Kronawitter3 , F.-D. Goebel3 , O.-E. Lund1
  • 1Augenklinik der Universität München (Direktor: Prof. Dr. O.-E. Lund)
  • 2Max von Pettenkofer-Institut der Universität München (Direktor: Prof. Dr. F. Deinhardt)
  • 3Medizinische Poliklinik der Universität München (Direktor: Prof. Dr. N . Zöllner)
Further Information

Publication History

Manuskript erstmalig eingereicht am 15.2.92

in der vorliegenden Form angenommen am 5.6.92

Publication Date:
08 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Zum Nachweis des Humanen Immunschwäche-Virus Typ 1 (HIV-1) in Tränenflüssigkeit liegen widersprüchliche Ergebnisse vor. Ziel dieser Studie war es zu versuchen, HIV-1 aus Tränenflüssigkeit zu isolieren. Dazu wurden bei 50 Patienten in unterschiedlichen Stadien der HIV-1-Infektion 53 Tränenproben entnommen. Parallel hierzu wurde der Versuch der Isolation von HIV-1 aus peripheren Blutlymphozyten durchgeführt. Aus keiner (= 0%) der 53 untersuchten Proben an Tränenflüssigkeit konnte HIV-1 isoliert werden. Hingegen war HIV-1 aus Blutlymphozyten in Abhängigkeit von der absoluten CD4+ Lymphozytenzahl und dem Krankheitsstadium nach Walter Reed (Stadium 6:83%; Stadium 2 bis 5:11%; p<0,0001) zu isolieren. Die Therapie mit Zidovudine hatte keinen Einfluß auf das Isolationsergebnis. Diese Ergebnisse sprechen für einen sehr geringen oder keinen Gehalt an gewebeinfektiösen Einheiten von HIV-1 in Tränenflüssigkeit. Damit scheint die Möglichkeit der Infektion über Kontakt mit Tränenflüssigkeit HIV-1 positiver Patienten sehr gering. Zur Infektionsverhütung sind die bekannten Maßnahmen der Hygiene und Infektionsprophylaxe in der augenärztlichen Praxis ausreichend, sollten aber streng durchgeführt werden.

Summary

Reported data on the isolation of the human immunodeficiency virus type 1 (HIV-1) from tears are controversial. The purpose of the study was to try to isolate HIV-1 from tears in a large sample of HIV-1-positive patients at different stages of infection. 53 tear samples were obtained from 50 patients. Additionally isolation of HIV-1 from peripheral blood lymphocytes (PBL) was attempted. HIV-1 was isolated from none (= 0%) of the 53 tear samples. Isolation from PBL was successful depending on absolute CD4+ lymphocyte count and Walter Reed staging (Walter Reed stage 6: 83%; stage 2 to 5: 11%; p<0.0001). Treatment with zidovudine was not related to the frequency of HIV-1 isolation. These results suggest that tears of patients infected with HIV-1 contain low or no quantities of tissue-culture-infectious units of HIV-1. Nosocomial infection with HIV-1 from tears appears to be unlikely. The known precautions for the prevention of spread of viral disease in ophthalmological practice are sufficient and should be strictly followed.

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