Klin Monbl Augenheilkd 1992; 200(1): 5-16
DOI: 10.1055/s-2008-1045706
Klinische Studien

© 1992 F. Enke Verlag Stuttgart

Bilaterale Optikusneuropathien mit Papillenschwellung

Bilateral Optic Neuropathy with Disc EdemaH. Wilhelm1 , U. Schiefer1 , H. Wiethölter2
  • 1Universitäts-Augenklinik Tübingen, Abteilung für Pathophysiologie des Sehens und Neuroophthalmologie
    (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Eberhart Zrenner)
  • 2Neurologische Universitätsklinik Tübingen (Ärztlicher Direktor: Prof. Dr. Johannes Dichgans)
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Publication History

Manuskript erstmals eingereicht 6.5.1991

zur Publikation in der vorliegenden Form angenommen 15.5.1991

Publication Date:
08 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Es werden Befunde von neun Patienten demonstriert, die alle mit einem Intervall von weniger als einer Woche an beiden Augen eine schwere Sehverschlechterung mit dem Bild eines beidseitigen Papillen-ödems erlitten. CT-Befunde und Liquordruck (der bei 6 Patienten bestimmt wurde) erklärten das PapiUenödem nicht. Es lassen sich entsprechend dem Verlauf zwei Gruppen unterscheiden: (1) jüngere Patienten (22-53 Jahre), bei denen sich der Befund unter Prednisolontherapie (initial etwa 100 mg/die) rasch normalisierte und bei denen in drei Fällen ein Zusammenhang mit einer Infektion im Sinne eines para- oder postinfektiösen Geschehens vermutet werden kann. Bei dieser Gruppe kann es sich um eine in der Literatur mehrfach bei Kindern beschriebene Sonderform der bilateralen Optikusneuritis handeln; (2) im Durchschnitt ältere Patienten (55-63 Jahre), bei denen aufgrund auffallend enger Netzhautarterien und möglicherweise ischämischer Begleitsymptome eine zusätzliche vaskuläre Komponente vermutet werden kann. Der Verdacht einer toxischen Optikusneuropathie ließ sich trotz intensiver Suche bei keinem Patienten erhärten. Eine Patientin aus der 2. Gruppe, bei der es nach einer Larynx-Operation ohne nennenswerten Blutverlust zu einer schweren Sehverschlechterung kam, unterschied sich von den übrigen dadurch, dass bei ihr eine deutliche Besserung der initial stark beeinträchtigten Funktion eintrat.

Summary

The findings in nine patients are presented who suffered from acute bilateral visual loss occurring within less than one week, and all showed optic disc edema. CT scans revealed no abnormalities and the CSF-pressure measured in 6 patients was normal. Four of the patients (22 to 53 years old) recovered completely under orally given prednisolone (about 100 mg/day). The recent history of three patients suggested that the optic neuropathy was associated with an infection. This parainfectious process may be identical to the bilateral optic neuritis described in children. Four older patients (55 to 63 years) did not respond to steroid therapy. Their vision did not significantly improve. They showed attenuated retinal arteries; therefore it can be assumed that ischemia plays a role in the pathogenesis of this second type of optic neuropathy. In none of the cases a toxic optic neuropathy could be confirmed. One patient who experienced a visual loss down to finger counting after throat-surgery without marked blood loss recovered partially after steroid treatment.

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