Zusammenfassung
Anamnese und klinischer Befund: Ein bisher gesunder 29jähriger Patient wurde wegen akuter medialer Unterbauchschmerzen
ohne intestinale Symptomatik unserer Notfallstation zugewiesen. Die klinische Untersuchung
war bis auf eine mäßige suprapubische Druckdolenz unauffällig.
Untersuchungen: Klinisch-chemisch fanden sich neben einem Harnwegsinfekt erhöhte Werte für die Blutsenkungsreaktion
(48 mm in der ersten Stunde) und das C-reaktive Protein (4,2 mg/dl) sowie eine leichte
Leukozytose (10 600/µl). Die übrigen Parameter waren unauffällig. Die Abdomensonographie
zeigte ein gestautes Nierenbecken links; gleichzeitig war ein Hydroureter, fraglich
auch ein prävesikales Konkrement sichtbar. Der Befund wurde mit einer Ausscheidungsurographie
bestätigt.
Therapie und Verlauf: Aufgrund der Verdachtsdiagnose eines Uretersteins erhielt der wieder beschwerdefreie
Patient Cotrimoxazol, Diclofenac und Butylscopolaminiumbromid und wurde entlassen.
Nach Absetzen der Medikamente kam es 14 Tage später zu derselben Symptomatik. Die
daraufhin durchgeführte Zystoskopie und die retrograde Pyelographie waren unauffällig,
so daß ein unbemerkter Steinabgang angenommen wurde. Der Patient wurde mit der gleichen
erneut angesetzten Therapie wieder entlassen. Wiederum traten die Beschwerden nach
Absetzen der Medikation auf, und der Patient wurde nochmals stationär aufgenommen.
Mit Computertomographie, selektiver Dünndarmpassage, Koloskopie und Histologie wurde
die Diagnose eines Morbus Crohn mit der urologischen Komplikation einer Hydronephrose
gestellt. Ein medikamentöser Therapieversuch mit Prednison und Mesalazin brachte nur
eine vorübergehende Besserung der Beschwerden, so daß eine Ileozökalresektion und
Ureterolyse durchgeführt werden mußte. Seither ist der Patient klinisch beschwerdefrei.
Folgerung: Bei urologischen Komplikationen sollten die chronisch-entzündlichen Darmkrankheiten
auch bei Fehlen jeglicher intestinaler Symptomatik in die Differentialdiagnose einbezogen
werden.
Abstract
History and clinical findings: A previously well 29-year-old man was referred to the emergency department because
of acute left lower abdominal pain without intestinal symptoms. Physical examination
was unremarkable except for moderate suprapubic pain on pressure.
Investigations: There was evidence of a urinary infection. Erythrocyte sedimentation rate was increased
(48 mm/h) and C-reactive protein elevated to 42 mg/l. There was mild leucocytosis
(10 000/µl). Abdominal sonography revealed an enlarged left renal pelvis with hydroureter
and possible prevesical stone, findings confirmed at excretion urography.
Treatment and course: He was discharged with the suspected diagnosis of ureteric stone and given co-trimoxazole,
diclofenac and hyoscine butylbromide. After discontinuing medication the same symptoms
developed two weeks later. Cystoscopy and retrograde pyelography were unremarkable
and it was assumed the stone had been passed. The patient was again discharged on
the above medication. When it was discontinued the same symptoms recurred and he was
again admitted. Computed tomography, selective small-intestine radiology, coloscopy
and biopsy indicated Crohn's disease with hydronephrosis as complication. Treatment
trial with prednisone and mesalazine brought about only transient improvement so that
an ileocaecal resection and ureterolysis were performed. The patient has since been
free of symptoms.
Conclusion: If there are urological complications, chronic inflammatory intestinal disease should
be included in the differential diagnosis even in the absence of any intestinal symptoms.