Zusammenfassung
Hintergrund Kürzlich wurde eine neue Methode zur objektiven Bestimmung der Noniussehschärfe vorgestellt.
An 25 vorwiegend schielamblyopen Kindern wurden 100% der Amblyopien mit dieser Methode
aufgedeckt (Hopkisson et al. 1991).
Patienten und Methode Bei 20 Augengesunden, 41 schielamblyopen Patienten und 44 augengesunden Kleinkindern
im Alter von 6 bis 36 Monaten wurden die objektive Noniussehschärfe (ONS) sowie die interokularen Seitendifferenzen der ONS bestimmt und, sofern eine Visusprüfung
möglich war, mit dem Visus verglichen. Zum Vergleich wurden bei 15 der Augengesunden
und 39 der schielamblyopen Patienten mit dem Teller-Acuity-Card-Test die interokularen
Differenzen der Gittersehschärfe sowie die Korrelation zwischen der Gittersehschärfe
und dem Visus untersucht. Zur Messung der ONS wurde ein schwarzer Streifen auf weißem
Untergrund benutzt, der eine Noniusstufe von einem Fünftel seiner Breite aufwies.
In 1-m-Abstand erschien diese Stufe unter Sehwinkeln von 15,9′ bis 0,3′, entsprechend
Noniussehschärfen von 0,06 bis 3,2 in logarithmischer Abstufung. Der Streifen wurde
horizontal in seiner Längsrichtung hin und her bewegt. Voraussetzung für die Wahrnehmung
der Bewegung war somit das Erkennen der Noniusstufe. Die ONS wurde durch die kleinste
Stufe bestimmt, mit der sich okuläre Folgebewegungen hervorrufen ließen.
Ergebnisse Die Sensitivität der ONS-Prüfung für Schielamblyopie betrug bei älteren Kindern und
Erwachsenen 54%, die des Teller-Acuity-Card-Tests 28%. Nur bei 45% der Kleinkinder
war die Bestimmung der ONS an beiden Augen möglich. Die Sensitivität für Schielamblyopie
würde bei Kleinkindern weniger als 30% betragen.
Schlußfolgerung Die beschriebene Methode deckt Schielamblyopien nicht mit ausreichender Zuverlässigkeit
auf.
Summary
Background Recently, a method of objective Vernier acuity testing using a modified Catford drum
was presented. A tight correlation between the objective Vernier acuity and the Snellen
acuity was reported (Hopkisson et al. 1991).
Patients and Methods In 41 cooperative patients with strabismic amblyopia and 20 normal subjects we compared
the subjective Landolt acuity with the objective Vernier acuity and the individual
interocular differences of the objective Vernier acuity. The Vernier method was then
tested in 44 healthy 6- to 36-months-old infants. In 39 of the amblyopic and 15 of
the normal subjects we compared the Landolt acuity with the grating acuity as measured
with the Teller-acuity-card-test, and the interocular differences of the grating acuity.
The Vernier target was a black line with an offset of one fifth of its thickness.
In a distance of 1 m the offset appeared under visual angles of 15.9′ to 0.3′ corresponding
to acuities of 0.06 to 3.2. The line was moving back and forth in its longitudinal
direction. The objective Vernier acuity was defined by the smallest offset causing
pursuit eye movements.
Results Strabismic amblyopia was detected by the Vernier method with a sensitivity of 54%.
In infants, however, the sensitivity would be less than 30%. In both eyes only 45%
of the infants could be tested at all. The sensitivity of the Teller-acuity-card-test
was 28%.
Conclusion Many cases of strabismic amblyopia will escape detection by the described method
of Vernier acuity testing.
Schlüsselwörter
Amblyopie - Gittersehschärfe - Strabismus - Noniussehschärfe - objektive Sehschärfenbestimmung
- Sehschärfe
Key words
Amblyopia - grating acuity - objective acuity - strabismus - Vernier acuity - visual
acuity