Zusammenfassung
Hintergrund Auf dem Boden einer reichen ophthalmologischen Tradition in Sachsen - erwähnt seien
hier nur Georg Bartisch (1536-1606) und sein „Augendienst” sowie der Leipziger Ordinarius
Justus Gottfried Güntz (1714 bis 1754), der sich u.a. mit dem Staphylom beschäftigte
und den berühmt-berüchtigten Okulisten John Taylor (1703-1772) kritisierte - wird
die Situation um 1894 in Dresden und Leipzig skizziert. Im Zuge einer sich äußerst
dynamisch vollziehenden Entwicklung hatte sich die Augenheilkunde bereits seit der
„Verwissenschaftlichung” der Chirurgie im 18. Jahrhundert mehr und mehr von der Chirurgie
zu lösen vermocht, und das erst recht seit Einführung von Anästhesie und Asepsis.
Mindestens ebenso wie von der Chirurgie partizipierte die Augenheilkunde von der Physiologie
(Purkinje, Helmholtz), der Geburtshilfe (Crede) und anderen Fächern (Neurologie, Pharmakologie).
Die Verselbständigung des Fachgebietes war vor 100 Jahren auch in den beiden Sachsen-Metropolen
in vollem Gange.
Material und Methoden Die Untersuchung stützt sich vor allem auf das als medizinhistorische Quelle nicht
zu unterschätzende „Staatshandbuch für das Königreich Sachsen” und auf die ebenso
aussagekräftigen Adreßbücher von Dresden und Leipzig. In diesem Material findet man
für beide Städte die genaue Zahl der Augenärzte und die Stätten ihrer Wirksamkeit,
so dass man, unter Zuhilfenahme von biographischen Lexika und einschlägiger Sekundärliteratur,
zu einem Überblick über den Stand der Ophthalmologie in diesem Bereich gelangt.
Ergebnisse Die Ophthalmologie in Sachsen vor 100 Jahren, speziell die der Universitätsstadt
Leipzig und der Residenzstadt Dresden, dient als Spiegelbild der Entwicklung dieses
medizinischen Spezialgebietes in Deutschland. Sowohl im Hochschulbereich als auch
in den kommunalen, konfessionellen und privaten Einrichtungen besaß die Augenheilkunde,
nicht zuletzt aufgrund ihrer technisch und personell günstigen Praktikabilität, einen
hohen Verbreitungsgrad und eine annehmbar hohe Akzeptanz.
Schlußfolgerungen Das fokusartige Bild, das von zwei Großstädten in Mitteldeutschland in Bezug auf
die Ophthalmologie vor 100 Jahren gezeichnet wird, erlaubt das Resume, dass die Augenheilkunde
als medizinische Spezialität mit allen ihren zu jener Zeit bestehenden operativen
und konservativen Behandlungsmöglichkeiten einschließlich sozialfürsorgerische Aspekte
in dieser Region Fuß gefaßt hatte, ja dass sogar sowohl im Hinblick auf den Leipziger
Lehrstuhl als auch auf die Vielzahl der anderen namhaften Fachvertreter hier em gewisses
Zentrum der Ophthalmologie bestanden zu haben scheint.
Summary
Background Based on a rich ophthalmologic tradition in Saxony - for example Georg Bartisch (1536-1606)
and his “ophthalmoduleia” furthermore the anatomist and surgeon of the university
of Leipzig Justus Gottfried Guenz (1714-1754), working about the staphyloma and criticizing
the notorious oculist John Taylor (1703-1772) - the situation at Dresden and Leipzig
is described. The development was dynamical, scientifical and in the end independent
of surgical speciality. Physiology (Purkinje. Helmholtz), obstetric (Credé) and other
medical specialities had a great influence on the ophthalmology too.
Material and methods The investigation predominantly is determined by the “Staatshandbuch für das Königreich
Sachsen” and by the also important address-books of Dresden and Leipzig. In this material
are to find the number of ophthalmologists, of clinics and practices as well as the
kinds of work.
Results The ophthalmology in Saxony 100 years ago, especially in the university of Leipzig
and in the capital of this country, Dresden, may be mirror of the development in whole
Germany. As well in the academic field as in the ophthalmology the specialty was very
spreaded and accepted.
Conclusions In the focus of the ophthalmological picture the extent and the level or the quality
of this medical speciality stands. We can say, that the oculists at that time are
versed in concerning the operative and conservative therapy. The social welfare played
a part in the supply of the blind and in the prescription of glasses. With reference
to the chairs and many personalities Saxony was a centre of ophthalmology in Germany.
Schlüsselwörter
Augenheilkunde - Sachsen - Traditionen - 19. Jahrhundert - Persönlichkeiten
Key words
Ophthalmology - saxony - traditions - 19th Century personalities