Klin Monbl Augenheilkd 1996; 209(11): 275-282
DOI: 10.1055/s-2008-1035318
© 1996 F. Enke Verlag Stuttgart

Einfluß der Strabismusoperation auf die Hornhautwölbung

Changes of Corneal Topography Following Strabismus SurgeryHermann Dieter Schworm, Stephani Ullrich, Christoph Höing, Christa Dittus, Klaus-Peter Boergen
  • Augenklinik Klinikum Innenstadt der Ludwig Maximilians Universität München (Direktor: Prof. Dr. A. Kampik)
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Publication History

Manuskript erstmalig eingereicht am 09.02.1996

in der vorliegenden Form angenommen am 28.02.1996

Publication Date:
08 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Um die klinisch und forensisch bedeutende Frage zu klären, ob Eingriffe an den äußeren Augenmuskeln vorübergehende oder langfristig anhaltende Astigmatismusänderungen bewirken, führten wir eine prospektive Studie mit Messung der Hornhautwölbung vor und nach Strabismusoperationen durch.

Patienten und Methode An 77 Augen von 74 Patienten wurde präoperativ und 1 Tag sowie 3 Monate postoperativ eine computergestützte Videokeratoskopie durchgeführt. Analysiert wurden die Meßpunkte im Hornhautzentrum sowie im 0°-, 90°-, 180°- und 270°-Semimeridian in der 3-,5- und 7-mm-Zone. Der induzierte Astigmatismus, der simulierte Keratometerwert und die objektive Refraktion wurden ausgewertet. Es wurden 39 kombinierte horizontale Operationen, 12 M.-rectus-inferior-Rücklagerungen, 10 Resektionen der Horizontalmotoren, 10 M.-obliquus-inferior-Rücklage-rungen und 6 andere Eingriffe durchgeführt.

Ergebnisse Das sphärische Äquivalent der objektiven Refraktion nahm um durchschnittlich 0,23 dpt ab. Der absolute Astigmatismus stieg im Mittel um 0,16 dpt an, die maximale Änderung betrug 1 dpt. Die Änderungen der objektiven Refraktion waren statistisch nicht signifikant. Der simulierte Keratometerwert stieg postoperativ um 0,2 dpt an und erreichte 3 Monate später wieder seinen Ausgangswert. Mit wenigen Ausnahmen waren die sektoriellen Hornhautbrechkraftänderungen gering, statistisch nicht signifikant und 3 Monate nach dem Eingriff kaum noch nachweisbar. Es zeigte sich im Trend eine Abflachung der Hornhaut im Semimeridian der Resektion und eine Aufsteilung der Hornhaut im Semimeridian der Rücklagerung.

Schlußfolgerungen Der Einfluß von Strabismusoperationen auf den Hornhautastigmatismus ist vorübergehend und langfristig gering. Selten können jedoch stärkere persistierende astigmatische Veränderungen auftreten. Über diese Möglichkeit sollten die Patienten präoperativ aufgeklärt werden.

Summary

Background In order to determine the short- and long-term influence of strabismus surgery on corneal curvature, a prospective study was carried out measuring corneal topography before and after operation.

Patients and Methods Corneal topography was performed using a computer assisted videokeratoscope. 77 eyes of 74 patients were examined 1 day before and 1 day as well as 3 months after surgery. Data of the semimeridians at 0°, 90°, 180° and 270° in the 3-, 5- and 7-mm zone and of the corneal center were analyzed. Objective refraction, induced astigmatism and simulated keratometer reading were evaluated. 39 horizontal recess-resect procedures, 12 inferior rectus recessions, 10 horizontal resections, 10 inferior oblique recessions and 6 other procedures were performed.

Results The spheric equivalent of objective refraction decreased by 0.23 D. The absolute astigmatism increased by 0.16 D, the maximum change was 1 D. Changes of objective refraction were statistically not significant. The simulated keratometer reading increased by 0.2 D postoperatively and returned to the initial value after 3 months. With few exceptions, corneal topographic changes were small, statistically not significant and nearly disappeared after 3 months. Corneal flattening tended to occur in the semimeridian of resection while corneal steepening was observed at the site of recession.

Conclusions The influence of strabismus surgery on corneal astigmatism is usually small and mostly transitory. In a few cases, however, the induced astigmatism persists. Patients should be informed about this possibility preoperatively.

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