Klin Monbl Augenheilkd 1996; 209(10): 256-258
DOI: 10.1055/s-2008-1035314
© 1996 F. Enke Verlag Stuttgart

Ophthalmomyiasis externa durch Oestrus ovis (Schafs- und Ziegenbremse)

Ophthalmomyiasis Externa Due to Oestrus Ovis (Sheep Botfly)Peter Wölfelschneider, Peter Wiedemann
  • Klinik und Poliklinik für Augenheilkunde der Universität Leipzig (Direktor: Prof. Dr. P. Wiedemann)
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Publication History

Manuskript eingereicht am 11.04.1996

in der vorliegenden Form angenommen am 24.06.1996

Publication Date:
08 February 2008 (online)

Zusammenfassung

Anamnese und Befunde Eine 22jährige Patientin stellte sich mit quälendem Fremdkörpergefühl am rechten Auge vor, unmittelbar nachdem sie aus dem Urlaub in Griechenland zurückgekehrt war. Es fand sich eine ausgeprägte konjunktivale Injektion mit geringer Chemosis und einer Horn-hautstippung. Subtarsal zeigten sich bewegliche, länglichweißliche Parasiten. Die Insektenlarven hatten ungefähr eine Länge von 1,5 mm und eine Breite von 0,5 mm. Der Visus betrug 1,0 und der übrige ophthalmologische Befund war unauffällig.

Verlauf und Therapie Die Parasiten konnten mechanisch entfernt und asserviert werden. Anschließend erfolgte eine Spülung der Bindehaut mit verdünnter Betaisodonalösung. Als weitere Therapie wurde Aureomycin Augensalbe verordnet. Nach 2 Tagen war die Patientin ophthalmologisch beschwerdefrei, ein geringer Reizzustand der Konjunktiva bildete sich innerhalb weniger Tage zurück. Eine Vorstellung beim HNO-Arzt wegen Beschwerden in der Nase erbrachte einen unauffälligen Befund. Der Erreger wurde als 1. Stadium der Larve von Oestrus ovis identifiziert. Diese Larven sind Jugendformen der flugfähigen Insekten, fakultativ humanpathogen und leben normalerweise vom Zelldetritus im Nasen- und Rachenraum von Schafen und Ziegen. Sie verursachen eine Ophthalmomyiasis externa.

Schlußfolgerungen Die Infestation des menschlichen Auges durch Fliegenlarven (Ophthalmomyiasis) kommt sehr selten vor. Die Erreger bewegen sich schnell und die Symptomatik ist sehr variabel, ein Einwandern in tiefere Gewebsschichten ist leicht möglich. Die zunehmende Reisefreudigkeit der Menschen muß verstärkt an Parasitosen denken lassen, allerdings kommen diese Insekten auch in Mitteleuropa und in Deutschland vor.

Summary

History and clinical data The case of a 22-year-old woman is presented. The patient complained of a severe foreign-body sensation, immediately after being back at home from vacation in Greece. The eye showed redness and hyperaemia. The cornea was slightly clouded. On the tarsal plate white larvae of an approximate length of 1,5 mm and width of 0,5 mm were moving. The visual acuity was 1,0 and the inner parts of the eye were clinically inconspicuous.

Treatment and follow up The parasites were removed and preserved. After instillation of Betaisodona into the conjunctival sac antibiotics (Aureomycin) were prescribed. After 2 days the clinical signs had disappeared nearly completely. An ENT-examination showed regular findings. The larva was identified as a first-instar larva of Oestrus ovis. This insect causes external ophthalmomyiasis. The larva develops into an adult fly. O. ovis is well known as a parasite in the nasal cavities of domestic sheep and goats.

Conclusion The infestation of a human eye with maggots of a fly is a rare disease. The parasites are very mobile and clinical signs are variable. A penetration into the eye is possible. Since people have been travelling more often the infection with parasites has a greater probability, although these insects are living in central Europe and in Germany.

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