Effekte der Fluoreszein- und Indocyaningrün-Angiographie auf den Verlauf der Dunkeladaptation und das Elektroretinogramm

Zusammenfassung

Hintergrund Aufgrund der starken Lichtexposition mit nachfolgenden Bleichungseffekten in der äußeren Netzhaut sollte in der klinischen Praxis das Elektroretinogramm nicht direkt nach einer konventionellen Fluoreszeinangiographie durchgeführt werden. Ob es bei der Indocyaningrün-Angiographie zu ähnlichen Effekten auf Photorezeptorebene kommt, ist bisher nicht bekannt.

Methodik Wir haben bei 8 Patienten mit unterschiedlichen Netzhauterkrankungen nach einer 5minütigen Phase der Lichtadaptation mit 160 cd/m² wiederholt Ganzfeld-ERG's mittels DTL-Elektroden während einer 30minütigen Dunkelperiode mit einer Blitzintensität von 0,1 cds/m² aufgezeichnet. Nach dieser Dunkeladaptation wurde gemäß den ISCEV Empfehlungen ein standardisiertes ERG aufgezeichnet. Danach folgte eine Indocyaningrün-Angiographie mit dem Heidelberg-Retina-Angiograph. Im Anschluß wurde das ERG-Protokoll der Basis Untersuchung wiederholt. Am Folgetag haben wir eine konventionelle Fluoreszeinangiographie mit einer Canon-CF-60-Funduskamera vorgenommen und anschließend die elektrophysiologischen Untersuchungen wie am Vortage durchgeführt.

Ergebnisse Die Indocyaningrün-Angiographie veränderte weder den Verlauf der Dunkeladaptation, noch die Werte der einzelnen Antworten im Ganzfeld-Standard-ERG. Nach Fluoreszeinangiographie zeigten sich keine signifikanten Veränderungen im Standard-ERG im Vergleich zum Ausgangsbefund. Allerdings konnten wir eine signifikante Verlängerung der Dunkeladaptation im ERG nach vorangegangener Fluoreszeinangiographie nachweisen.

Schlußfolgerungen Im Gegensatz zur konventionellen Fluoreszeinangiographie lassen sich meßbare Effekte auf das ERG nach Indocyaningrün-Angiographie mit Hilfe des Heidelberg-Retina-Angiograph nicht darstellen. Die Indocyaningrün-Angiographie kann daher auch vor einer elektrophysiologischen Untersuchung durchgeführt werden. Hingegen sollte die konventionelle Fluoreszeinangiographie entweder im Anschluß an die elektrophysiologische Untersuchung erfolgen oder am Folgetag vorgenommen werden.

Summary

Background In clinical practice the electroretinogram (ERG) usually should not be recorded immediately after conventional fluorescein angiography (FLA), because of the bleaching effects of strong light exposure on the course of dark adaptation and on the ERG. Currently it is not known, if indocyaningreen (ICG) angiography using the Heidelberg Retina Angiograph (HRA) has similar effects on the outer retina and if therefore the ERG should also not be recorded after ICG angiography.

Methods Eight patients with different retinal diseases were examined. After 5 minutes of light adaptation to 160 cd/m², Ganzfeld ERGs were repeatedly recorded using DTL electrodes during a 30 minutes dark period with a flash luminance of 0.1 cds/m². After this dark adaptation period a standardized ERG was recorded according to the ISCEV recommendations. This procedure was followed either by ICG angiography using the HRA or by conventional fluorescein angiography using the Canon CF 60 fundus camera. Within an interval of 5 minutes the above mentioned ERG procedure was repeated.

Results ICG angiography using the HRA did neither affect the course of dark adaptation as measured by increasing b-wave amplitudes during the 30 minutes dark adaptation period, nor the values for each response of the Ganzfeld standard ERG. FLA did neither affect b-wave responses to dim stimuli, nor to stronger stimuli in the scotopic range. However, the course of dark adaptation was significantly prolonged after FLA. The maximum b-wave was not affected.

Conclusions ICG angiography using the HRA could be performed prior to the recording of the ERG, without any effect on the ERG. In contrast conventional FLA must be performed after ERG recordings, in order not to alter the electrophysiological responses.

Schlüsselwörter

Fluoreszeinangiographie - Indocyaningrün Angiographie - Elektroretinogramm - Dunkeladaptation

Key words

Fluorescein angiography - indocyanine green angiography - electroretinogram - dark adaptation