Klin Monbl Augenheilkd 1996; 208(2): 124-126
DOI: 10.1055/s-2008-1035183
© 1996 F. Enke Verlag Stuttgart

Wundruptur 1 Jahr nach Kataraktoperation mit 7 mm skleralem Tunnelschnitt („No-stitch”-Technik)

Traumatic Wound Rupture of a 7-mm Scleral Tunnel Incision 1 Year After No-Stitch TechniqueDuy T. Pham, Norbert Anders, Josef Wollensak
  • Augenklinik im Virchow-Klinikum der Humboldt-Universität zu Berlin (Direktor Prof. Dr. J. Wollensak)
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Publication History

Erstmalig eingereicht am 20.09.1995

in der vorliegenden Form angenommen am 20.10.1995

Publication Date:
14 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Zahlreiche experimentelle Studien konnten nachweisen, dass die selbstschließende Tunneltechnik eine wesentlich höhere postoperative Wundstabilität aufweist als die bisherigen korneosklerale Inzision mit Naht. Dementsprechend selten sind Berichte über eine traumatische Wundruptur nach Tunnelinzision. Es wird hier über eine Beobachtung berichtet, bei der es aufgrund einer schweren Contusio bulbi zu einer Wundruptur mit Expulsion von HKL samt Kapselsack und Iris gekommen war.

Patient Eine 80jährige Patientin erlitt eine traumatische Wundruptur nach Kataraktoperation mit einem 7 mm skleralen selbstschließenden Tunnelschnitt. Der Unfall ereignete sich ein Jahr postoperativ. Bei dem Trauma kam es zur Expulsion der IOL samt Kapselsack und Irisgewebe (traumatische Aniridie), obwohl der Tunnel nachweislich primär optimal gestaltet worden war. Gonioskopische Befunde zeigten, dass die innere Lamelle durch die traumatische Einwirkung partiell geschädigt war. Nach einer Vitrektomie der Glaskörperhämorrhagie wurde ein Visus von 0,5 wieder erreicht.

Schlußfolgerung Die traumatische Aniridie, die Expulsion der IOL samt Kapselsack und die Schädigung der inneren Lamelle lassen auf eine massive Krafteinwirkung schließen. Die nach dem Unfall noch festzustellende relative Dichtigkeit ist auf den trotz der Schädigung der kornealen Lamelle noch funktionierenden selbstschließenden Mechanismus zurückzuführen.

Summary

Background Wound strength of the self-sealing tunnel technique is much higher than the former sutured corneoscleral incision, as many experimental investigations have shown. Therefore only a few cases of traumatic wound rupture after tunnel incision are published. We report on a traumatic wound rupture with loss of the IOL with capsular bag and iris.

Case report An 80-year-old patient suffered a traumatic wound rupture one year after cataract surgery with a 7-mm scleral self-sealing wound construction. The IOL with capsular bag and iris were expulsed and the wound contruction was damaged. By gonioscopy a large irregular lesion of the inner lamella could be observed. After pars plana vitrectomy of the severe vitreous hemorrhage a visual acuity of 0.5 was achieved. The mechanism of the wound rupture is discussed.

Conclusion The loss of the iris and the IOL and the lesion of the inner lamella suggest a massive force. The yet existing relative wound stability after the trauma depends on the still working self-sealing mechanism of the tunnel construction in-spite of the lesion of the inner lamella.

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