Klin Monbl Augenheilkd 1998; 212(4): 218-225
DOI: 10.1055/s-2008-1034868
© 1998 F. Enke Verlag Stuttgart

Normakkommodativer Konvergenzexzess - Langzeitverlauf bei konservativer Therapie mit Bifokalbrille

Normaccommodative convergence excess: long-term follow-up when treated with bifocalsA. K. Eckstein, M. Fischer, J. Esser
  • Universitäts Augenklinik Essen, Sehschule (geschäftsf. Direktor: Prof. Dr. K. P. Steuhl)
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Publication History

Manuskript erstmalig eingereicht am 25.10.1997

in der vorliegenden Form angenommen am 18.02.1998

Publication Date:
25 March 2008 (online)

Zusammenfassung

Hintergrund Bei Patienten mit normakkommodativem Konvergenzexzess (akk KE) läßt sich die übermäßige Konvergenzreaktion durch Verordnung eines Nahzusatzes (NZS) reduzieren. Durch die resultierende Nahschielwinkelreduk-tion wird oftmals eine Verbesserung des Binokularsehens bzw. die Kompensation der in der Nähe dekompensierten Esophorie erreicht. Ziel der folgenden retrospektiven Studie war die Beantwortung der Fragen, ob sich der akk KE während die NZS-Verordnung zurückbildet, ob es dabei Unterschiede zwischen den verschiedenen Schielformen gibt und wie lange der NZS getragen werden muß.

Material und Methoden Die Krankenblattaufzeichnungen von 91 Patienten (davon 13 mit in der Nähe dekompensierter Esophorie, 32 mit Mikrostrabismus convergens ohne und 46 mit phorischer Komponente) wurden ausgewertet. Die mittlere Beobachtungszeit betrug 5,6 Jahre (±2,4 Jahre). Bei den Patienten wurde in regelmäßigen Abständen der Sehschulstatus erhoben und insbesondere regelmäßig die Abschwächbarkeit des NZS überprüft.

Ergebnisse Das Durchschnittsalter bei Schielbeginn betrug 2,5 Jahre (± 1,7 Jahre) und die Bifokalkorrektur erfolgte im Durchschnitt 3,4 Jahre (±1,9 Jahre) später. Bei 40 von 91 Patienten konnte die Therapie im Beobachtungszeitraum abgeschlossen werden. Bei allen Patienten mit Esophorie und Mikrostrabismus convergens ging der akk KE während der NZS-Tragezeit zurück und der NZS konnte stufenweise abgeschwächt werden. Bei den Patienten mit Esophorie konnte der NZS im Durchschnitt nach 6,4 (3,5-8,4) Jahren ganz weggelassen werden, bei den Patienten mit Mikrostrabismus convergens sogar schon nach 5,0 (2,6-8,1) Jahren. Bei den Patienten mit Mikrostrabismus convergens mit phorischer Komponente war der Verlauf wesentlich variabler. Bei 27 der Patienten vergrößerte sich die phorische Komponente während der NZS-Tragezeit. Bei 14 dieser Patienten wurde der Basiswinkel inzwischen durch eine bulbusumlagernde, einseitig kombinierte OP reduziert. Danach konnte der NZS relativ schnell abgeschwächt und nach 4,4 (3,4-7,4) Jahren ganz weggelassen werden. Bei den nichtoperierten 19 Patienten gelang es bei 8 den NZS abzubauen und die Gesamttragedauer betrug im Durchschnitt 8,1 (4,1-9,3) Jahre. Bei den übrigen 11 wurde eine Fadenoperation vorgeschlagen oder der Verlauf noch abgewartet.

Diskussion Bei Patienten mit einer in der Nähe dekompensierten Esophorie und mit Mikrostrabismus convergens gelingt es sehr gut, den akkommodativen Konvergenzexzess ausschließlich mit einer Bifokalkorrektur zu beeinflussen, wobei eine zumutbare Tragedauer über wenige Jahre hinweg ausreicht. Weniger zugänglich ist der Mikrostrabismus convergens mit phorischer Komponente. Eine Operation der phorischen Komponente (durch konventionelle buibusum lagernde Augenmuskeichirurgie) scheint einen guten EinfluB zu haben. Eine Fadenoperation nach Cuppers bleibt nur wenigen Fallen vorbehalten.

Summary

Background In patients with normaccommodative convergence excess it is possible to reduce or eliminate the excess of accommodative convergence by adding plus lenses. The resulting reduction of near deviation can lead to an improvement in the quality of binocular vision at near, and also to a better compensation of an esophoria at near. The aim of the paper was to study long term results in patients with small angle esotropia and esophoria and accommodative convergence excess treated by bifocals.

Methodes Clinical data of 91 patients were analysed retrospectively. Among them were 13 patientes with esophoria, 32 patients with microesotropia and 46 with microesotropia and a phoric component. An orthoptic status was performed every three months and at every examination it was tried to reduce the added plus lenses. The mean follow up was 5,6 ±2,4 years (range: 1.1-13.2).

Results The mean onset of strabismus was similar in all groups: i.e. 2.5 (± 1.7) years. The patients received their first bifocals on average 3.4 (± 1.9) years later. In 40 of the 91 patients the near addition could be stopped because of sufficient decrease of accommodative convergence excess during the follow-up period. The convergence excess decreased continuously in all patients with esophoria and microesotropia and the additional plus lenses could be stopped on average after 6.4 (3.5-8.4) years (esophoria) and 5.0 (2.6-8.1) years (microesotropia) respectively. In patients with microesotropia and an additional phoric deviation bifocals were only partly successful to reduce the convergence excess. The basic angle decompensated in more than half of the patients (27 out of 46) and was operated in 14 cases by unilateral resection/ recession procedure. After the operation the convergence excess decreased rapidly and the bifocals could be stopped after 4,4 (3.4-7.4) years. In the remaining 19 cases it was possible to reduced the convergence excess with bifocals in 8 patients after about 8,1 (4.1-9.3) years and in some of the remaining 11 cases a Fadenoperation has been suggested.

Conclusion While wearing bifocals the accommodative convergence excess decreased completely in patients with esophoria and microesotropia. In the condition with markedly reduced binocular vision and a large phoric component at far and near, the convergence excess decreased only in some of the patients while wearing bifocals. Conventional strabismus surgery to reduce the basic angle has a positive influence. A Fadenoperation is only necessary in a few cases.

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