physioscience 2008; 4(1): 48
DOI: 10.1055/s-2008-1027164
Veranstaltungsbericht

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Nationaler Präventionskongress und Deutscher Kongress für Versorgungsforschung vom 24. bis 27.10.2007 in Dresden

J. Mehrholz
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Publication Date:
21 February 2008 (online)

Der 2. Nationale Präventionskongress fand zusammen mit dem 6. Deutschen Kongress für Versorgungsforschung vom 24. bis 27. Oktober 2007 im Deutschen Hygiene-Museum in Dresden statt. Versorgungsforschung sowie Prävention sind zwei Forschungsgebiete, für die sich in zunehmendem Maße auch Physiotherapeuten interessieren. Die Versorgungsforschung hilft, Defizite wie Über-, Unter- und Fehlversorgung aufzuzeigen und ist somit für die Physiotherapie von Relevanz. Zielgerichtete Prävention und Gesundheitsförderung sind unbestritten integraler Bestandteil eines jeden funktionierenden Gesundheitswesens. Somit war den Veranstaltern des Kongresses schon im Vorab zu gratulieren, den Deutschen Kongress für Versorgungsforschung in Verbindung mit dem Nationalen Präventionskongress durchzuführen.

Eine überwältigende Zahl an Vorträgen, Workshops und Postern diente nicht allein der wissenschaftlichen Fortbildung, sondern natürlich auch dem Austausch zwischen praktisch tätigen Vertretern aller am Gesundheitssystem interessierten Experten.

Als besonders interessante und ebenso relevante Workshop-Thematiken des Kongresses sind beispielhaft hervorzuheben: Versorgungsforschung bei Multipler Sklerose, Evidenzbasierung in der Prävention, Prävention und Rehabilitation in der gesundheitlichen Versorgung, Health Technology Assessment (HTA) in der Prävention, Methoden der Versorgungsforschung in Psychiatrie und Psychotherapie, Patientenorientierung und Laiensystem in der Gesundheitssicherung, Realisierung eines integrativen Versorgungskonzeptes für die Behandlung des Herzinfarktes - Das Essener Herzinfarktmodell sowie Versorgungsepidemiologie.

Unter den zahlreichen Referaten fiel besonders der Vortrag von Herrn Porzsolt mit dem Thema Nutzenbewertung von Gesundheitsleistungen: Wann, welche Methode mit welchem Ziel? positiv und durch seine Relevanz für Physiotherapeuten auf. Der Referent wies in seinen interessanten Ausführungen unter anderem darauf hin, dass das Konzept des Nutzens sowohl aus Sicht der Epidemiologie, der Ökonomie, der Psyche (gefühlter Nutzen, Verlangen nach gefühlter Sicherheit), der Ethik und Moral als auch der Philosophie betrachtet werden kann. Wie verschiedene Akteure des Gesundheitssystems unterschiedliche Ziele verfolgen und damit Nutzen ungleich beschreiben, wurde ebenfalls einfach und verständlich erläutert.

Leider war die Physiotherapie bei diesem Kongress noch nicht so stark am interdisziplinären Dialog der Experten beteiligt, wie unser bedeutender Anteil am Gesundheitssystem eigentlich vermuten ließe. Gerade weil Versorgungsforschung und Prävention in zunehmendem Maße in den Fokus des Gesundheitssystems rücken, können und sollten sich Physiotherapeuten stärker mit eigenen Forschungsarbeiten an diesen Kongressen beteiligen.

Fazit: Ein wichtiger Kongress, der Perspektiven der Physiotherapie berührte und Ideen und Verständnis für gegenwärtige und zukünftige Forschung im deutschen Gesundheitssystem lieferte.

Dr. Jan Mehrholz, PT, BSc, MPH

Abt. Intensiv- und Frührehabilitation, Klinik Bavaria

An der Wolfsschlucht 1 - 2

01731 Kreischa

Email: jan.mehrholz@klinik-bavaria.de

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