Zusammenfassung
Hintergrund: Die Anzahl der Mehrlingsschwangerschaften ist in Folge der Möglichkeiten moderner
Reproduktionsmedizin in den letzten Jahren ständig im Steigen begriffen. Extrem unreife
Frühgeborene rekrutieren sich zu einem nennenswerten, möglicherweise sogar zunehmenden
Prozentsatz aus der Gruppe der Mehrlingsgeburten. Eine Intensivierung des Frühgeburtenpräventivprogramms
ist deshalb besonders bei diesen Patientinnen unbedingt erforderlich. Diese Umstände
waren für uns ein hinreichender Anlass, im Rahmen dieses Programms bei Mehrlingsschwangerschaften
im ersten Trimenon eine großzügige Indikation zum FTMV nach Saling zu stellen.
Methode: In einer retrospektiven Studie verglichen wir zwei Patientengruppen von Mehrlingsschwangerschaften
der Jahre 1995 bis 2005, die in unserer Klinik geboren haben. Bei der einen Gruppe
erfolgte eine konsequente Frühgeburtenprävention mit der Durchführung des FTMV im
ersten Trimenon. Bei der zweiten Patientengruppe unterblieb eine FTMV-Behandlung.
Ergebnisse: Die wesentlichen Ergebnisse dieser Studie sind: - Die signifikante Senkung der Anzahl
der Geburten unterhalb der vollendeten 32. SSW von 24,4 auf 13,5 % durch die Methode
des FTMV. - Die signifikante Erhöhung reifgeborener Kinder in der FTMV-Gruppe (32,8
% gegenüber 19,8 %). Auch die Azidoserate und die perinatale Mortalität sprachen eindeutig
für die Anwendung des FTMV bei Mehrlingsschwangerschaften, wobei sich hier die Unterschiede
noch nicht statistisch signifikant sichern ließen. In der FTMV-Gruppe hatte nur ein
Neugeborenes eine schwere Azidose unter 7,1 (0,5 %). In der Gruppe ohne FTMV waren
5 (2,5 %) schwere Azidosen zu verzeichnen.
Diskussion und Schlussfolgerung: Die perinatale Mortalität in der FTMV-Gruppe betrug bei vier verstorbenen Kindern
2,52 %. In der Gruppe ohne FTMV war sie mit zehn verstorbenen Kindern nahezu doppelt
so hoch - 4,05 %, obwohl in der FTMV-Gruppe mit sechs Drillingsgraviditäten gegenüber
einer in der anderen Gruppe die Zahl der Hochrisikofälle deutlich höher lag.
Abstract
Background: Due to the ever-improving possibilities in reproductive medicine, the number of multiple
pregnancies has increased constantly within the last years. Accordingly, the group
of extremely preterm born children presents an important, if not even increasing,
percentage within the group of multiple births. Intensifying prematurity prevention
is a particular necessity within this group of patients. Against this background we
consider generous indications for treatment with early total cervix occlusion (ETCO)
according to Saling in the first trimester of multiple pregnancies to be necessary.
Methods: In a retrospective study we compared two groups of patients with multiple pregnancies
who delivered in our clinic between 1995 and 2005. Patients from the first group were
treated by ETCO (n = 96) within the first trimester of pregnancy whereas this treatment
was not used on patients from the reference group (n = 123).
Results: The main results of our study are: - A significant lowering of extreme premature
births below 32 weeks of gestation by the performance of the ETCO procedure. - A significant
increase of mature born children within the ETCO group (32.8 versus 19.8 %). Furthermore,
the decreasing incidences of foetal acidosis as well as the positive effect on perinatal mortality
in general due to the performance of the ETCO procedure in plural pregnancies are
apparent as trends although the results show no statistical significance at this point
in time. Only one newborn (0.5 %) within the ETCO group was affected by severe acidosis
with a pH value below 7.1 as compared with 5 newborns (2.5 %) within the group not
undergoing ETCO treatment.
Discussion and Conclusion: With 6 triplet pregnancies, the number of high-risk multiple pregnancies was obviously
higher within the ETCO group, thus perinatal mortality within this group was approximately
half that in the reference group (2.52 versus 4.05 %).
Schlüsselwörter
Reproduktionsmedizin - Mehrlingsschwangerschaften - Frühgeburtsrisiko - früher totaler
Muttermundverschluss (FTMV) nach Saling
Key words
reproductive medicine - multiple pregnancies - preterm birth risk - early total cervix
occlusion (ETCO) according to Saling