Zusammenfassung
Als Monochord bezeichnet man eine auf einem Rahmen ausgespannte Saite, deren Länge
durch einen verschiebbaren Steg variiert werden kann. Die Saite wird durch Zupfen,
Anschlagen oder Streichen mit einem Bogen in Transversalschwingungen versetzt. Die
Schwingungszahl ist dabei abhängig von der Länge der Saite, ihrer Spannung und ihrer
Dicke. Das Monochord diente im Altertum (Pythagoräer) und Mittelalter dazu, die Gesetzmäßigkeit
der musikalischen Intervalle zu studieren, im 19. Jahrhundert auch zu zahlreichen
anderen physikalischen Untersuchungen. F. A. Schulze, Physiker in Marburg, verwendete
1908 erstmals ein Monochord zur Erzeugung sehr hoher Töne, um die obere Hörgrenze
zu bestimmen, indem er die Saite durch Reiben in der Längsrichtung in Longitudinalschwingungen
versetzte. Die Tonhöhe ist dann nur abhängig von der Länge der Saite und dem Elastizitätsmodul
des Materials, aber unabhängig von der Spannung und Dicke. H. J. L. Struycken, Ohrenarzt
in Breda, Holland, gab 1910 ein verbessertes Monochord an, mit dem auch die Knochenleitung
gemessen werden konnte. K. L. Schaefer, Physiologe in Berlin, erweiterte den Tonumfang
des Struyckenschen Monochords dadurch, dass er zusätzlich wieder die Anregung zu Transversalschwingungen
durch Streichen mit einem Bogen und Anschlagen mit einem Hämmerchen einführte. In
dieser Version war das Monochord unentbehrlicher Bestandteil des Hörprüfungsinstrumentariums
bis zur Ära der elektronischen Audiometer. Die technische Entwicklung der Monochorde
und ihre klinische Anwendung werden ausführlich geschildert.
Summary
The monochord consists of a frame with a string or pianowire stretched across it.
The length of the wire can be varied by a movable bridge. The string or wire is plucked,
hit, or bowed, producing transverse vibrations. In this mode the number of vibrations
per second is dependent on the length, tension, and thickness of the string. In ancient
times, the Pythagoreans used such an instrument to study the natural laws underlying
musical intervals; in the 19th century it also served for various other physical experiments.
F. A. Schulze, physicist in Marburg, Germany, introduced the monochord for testing
the upper tone limit in 1908. He produced longitudinal vibrations by rubbing the wire
with a piece of felt moistend with benzol. The vibrations of this mode are dependent
only on the length of the wire and the elasticity of the material; they are independent
of its tension and thickness. H. J. L. Struycken, otologist in Breda, Holland, presented
an improved type of monochord in 1910 which also allowed testing bone conduction.
K. L. Schaefer, physiologist in Berlin, modified Struycken's instrument in such a
way that bowing the wire or hitting it with a small hammer also produced transverse
vibrations. This enlarged the range of tones in the lower region. In this combined
version the monochord was an indispensable piece of hearing testing equipment before
the era of electronic audiometers. The technical development and clinical application
of the monochord is described in detail.
Schlüsselwörter
Monochord - Obere Hörgrenze - Hörprüfungen - Geschichte der HNO
Key words
Monochord - Upper tone limit - Hearing test - History of ENT