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DOI: 10.1055/s-2007-992984
Diagnostik und Therapie der Neuritis nervi optici
Die Unterscheidung zwischen der typischen und der atypischen Symptomatik einer Neuritis nervi optici (NNO) erlaubt wichtige differenzialdiagnostische Schlussfolgerungen und ist Ausgangspunkt für das weitere diagnostische Vorgehen. Eine typische NNO (akute einseitige Sehverschlechterung, Alter 18–45 Jahre, RAPD, Augenbewegungsschmerz) tritt idiopathisch oder im Rahmen einer Multiplen Sklerose (MS) auf. Eine atypische NNO wird dagegen häufig durch andere entzündliche oder infektiöse Systemerkrankungen verursacht und erfordert deshalb weiterführende diagnostische Maßnahmen zum Nachweis derartiger Erkrankungen. In der ONTT-Studie wurde für die typische NNO nachgewiesen, dass die Visuserholung durch eine hochdosierte Steroidtherapie (1g/d Methylprednisolon über 3 Tage) beschleunigt werden kann. Die Progression einer klinisch manifesten MS kann durch eine immunmodulatorische Behandlung mit Interferon-Beta-1a verzögert werden (CHAMPS-Studie). Neuere wissenschaftliche Arbeiten aus den zurückliegenden 5 Jahren haben Erkenntnisse geliefert, die für das diagnostische und therapeutische Vorgehen bei NNO relevant sind:
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Das Konversionsrisiko einer NNO zur MS wird vom Vorhandensein zerebraler Entmarkungen determiniert.
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Bei klinischen MS-Schüben kommt es frühzeitig zum Axonverlust der Neurone.
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Die Diagnose Multiple Sklerose kann nach MRT-Kriterien bereits vor der klinischen Manifestation gestellt werden.
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Die immunmodulatorische Therapie einer MS ist bei frühzeitigem Beginn effektiv.
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Die Neuromyelitis optica stellt ein eigenständiges Krankheitsbild dar.
Aus diesen Daten ergibt sich die wichtige Konsequenz, dass bei Diagnose einer NNO in jedem Fall unverzüglich ein MRT des Gehirns und eine neurologische Untersuchung zu veranlassen sind.