Klin Monbl Augenheilkd 2007; 224 - R15
DOI: 10.1055/s-2007-992949

Limbale Stammzellen: Grundlagen und Therapieansätze

U Schlötzer-Schrehardt 1
  • 1Universitäts-Augenklinik Erlangen

Die Stammzellen des Hornhautepithels, die für die Transparenz und Integrität der Hornhautoberfläche verantwortlich sind, bilden eine kleine Population undifferenzierter, unbegrenzt teilungsfähiger Zellen im basalen Limbusepithel, wo sie in engem Kontakt zu ihrer speziellen Umgebung oder Stammzellnische stehen. Verletzungen oder Erkrankungen, die mit einem Verlust oder einer Dysfunktion dieser Stammzellen einhergehen, führen zur Limbusstammzellinsuffizienz, welche durch eine Konjunktivalisierung der Hornhautoberfläche charakterisiert ist. Therapeutische Ansätze zur Rekonstruktion der Augenoberfläche bedienen sich chirurgischer Verfahren, wie der autologen oder homologen Limbustransplantation, neuerdings vor allem aber der Übertragung kultivierter limbaler Stammzellen auf biokompatiblen Trägermaterialien, wie Amnionmembran oder Fibringelen, im Rahmen einer Tissue-Engineering-Strategie. Grundlage entsprechender Verfahren ist die selektive Anreicherung der Stammzellen und die Bewahrung ihrer Eigenschaften in Kultur unter Berücksichtigung ihrer spezifischen Nischenbedingungen. Alternative neue Therapieansätze zur Behandlung der beidseitigen Limbusstammzellinsuffizienz beinhalten die Kultivierung von autologen Stammzellen aus dem Epithel der Mundschleimhaut oder der Bindehaut. In dieser Übersicht werden die Charakteristika der limbalen Stammzellen in situ sowie die neuen Methoden zur ex vivo-Expansion und Transplantation epithelialer Stammzellen zur Rekonstruktion der Augenoberfläche dargestellt. Erste klinische Ergebnisse zur Transplantation epithelialer Stammzellen des Limbus und der Mundschleimhaut zeigen eine stabile und reizfreie Hornhautoberfläche bei einem Grossteil der behandelten Patienten im Nachbeobachtungszeitraum von bis zu einem Jahr.