Klin Monbl Augenheilkd 2007; 224 - KV8
DOI: 10.1055/s-2007-992942

Zentralvenenpuls und Papillenschaden beim primären Offenwinkelglaukom

R Stodtmeister 1
  • 1Pirmasens

Hintergrund: Aus den Arbeiten von R. Meyer-Schwickerath ist bekannt, dass der Abflussdruck in der Zentralvene höher ist als der Augeninnendruck, wenn die Zentralvene nicht pulsiert. Nach Hayreh fließt das Blut aus der praelaminaren Schicht der Papille durch die Zentralvene ab. Somit wird in dieser Schicht beim Fehlen des Zentralvenenpulses der Perfusionsdruck neben dem arteriellen Druck durch den Zentralvenendruck und nicht, wie bisher angenommen, durch den intraokularen Druck bestimmt. Methoden: Bei 46 Patienten mit primärem Offenwinkelglaukom und Papillenschaden und bei 46 Personen, bei denen diese Erkrankung ausgeschlossen war, wurde ophthalmoskopisch beurteilt, ob die Zentralvene pulsiert oder nicht. Ergebnisse: Kein Zentralvenenpuls: Glaukompatienten: OD 61%, OS 43%. Vergleichspersonen: OD 11%, OS 7%. Chi-Quadrat-Test: p<0,00001. Schlussfolgerung: In einem großen Teil der Glaukomaugen wird der Perfusionsdruck im praelaminaren Teil der Papille durch eine Senkung des Augeninnendruckes nicht erhöht. Nach der heute allgemein akzeptierten Durchblutungstheorie des Glaukomschadens ist folglich eine reine Senkung des Augeninnendruckes bei diesen Augen therapeutisch wirkungslos, seien die Methoden medikamentös oder operativ, wie sie heute üblich sind. Nur von Carboanhydrasehemmern, lokal oder per os, ist hier eine Schutzwirkung für die Sehnervenfasern zu erwarten. Mit der Kontaktglasdynamometrie kann eine mögliche Senkung des Zentralvenendruckes durch eine Therapie, die allein den Augeninnendruck senkt, erfasst werden.