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DOI: 10.1055/s-2007-992937
Teletonometrie MV – Ambulantes Monitoring des okulären Perfusionsdruckes
Bei chronisch fortbestehender Erkrankungen, wie dem Glaukom, ist die Einbeziehung des Patienten in die Prüfung des individuellen, aktuellen Gesundheitszustandes von besonderer Bedeutung für den Betreuungsprozess. Patienten und Methode: Im Rahmen eines Telemedizinprojektes wurde an der Universitäts-Augenklinik Greifswald ein telemetrisches Übertragungssystem in der klinischen Zusammenarbeit zwischen Augenarztpraxen und Krankenhaus erprobt. Die Selbstkontrolle von Augendruck und Blutdruck durch den Patienten ermöglichte unter ärztlicher Anleitung das Gerätesystem TT-MV. Die zu variablen Zeitpunkten gewonnenen Messwerte (auch im Tagesprofil) wurden in einer web-basierten elektronischen Patientenakte (EPA) abgelegt. Anhand festgelegter Algorithmen konnten der okuläre Perfusionsdruck (OPD), zirkadiane Augendruckschwankungen oder Überschreitungen des individuellen Zieldruckes automatisch berechnet und grafisch übersichtlich dargestellt werden. Ergebnisse: Von 70 Glaukompatienten (Durchschnittsalter 60 Jahre) mit PCOWG, die so häufig und regelmäßig Blutdruck und IOD gemessen hatten, dass im Verlauf mindestens viermal ein OPD-Tagesprofil (TP) erstellt werden konnte, liegt zwischenzeitlich eine Datenauswertung des telemedizinischen Monitoring vor. In dieser Gruppe wurden 4–11 IOD-TP und bis zu 11 OPD-TP registriert. Insgesamt stehen 3793 OPD-Werte für die statistische Betrachtung zur Verfügung. In der Signifikanzanalyse zeigt sich eine hohe Korrelation zwischen dem mittleren arteriellen Blutdruck (MAD) und dem OPD, insbesondere jedoch zwischen MAD/OPD und diastolischem Blutdruck. Schlussfolgerungen: Das Gerätesystem TT-MV ermöglicht die Bestimmung des OPD mittels ambulanter zeitnah erfasster Messwerte. Die zusätzliche Kontrolle therapierelevanter Parameter (Augendruck) unter häuslichen Bedingungen optimiert die Betreuungsqualität und erhöht durch aktive Einbeziehung die Patientencompliance und Zufriedenheit. Glaukomspezifische Algorithmen in der EPA erleichtern dem Augenarzt die Befund- und Messwertinterpretation. Das Konzept hat Modellcharakter für die „integrierte Versorgung“ von Glaukompatienten oder erweiterte Gesundheitsangebote (IGeL).