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DOI: 10.1055/s-2007-991142
© Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York
Strukturelle Ansätze zur Lösung der Weiterbildungsprobleme im Fach Allgemeinmedizin
A Structural Approach to Problem Solving of Vocational Training in German General PracticePublication History
Publication Date:
15 October 2007 (online)

„Mittlerweile bin ich so frustriert, dass ich jedem jungen Kollegen nur davon abraten kann, die Weiterbildung zum Hausarzt zu machen.”
Dieser Ausspruch eines Arztes in allgemeinmedizinischer Weiterbildung aus Rheinland-Pfalz könnte ohne Probleme durch ähnliche Zitate anderer Weiterbildungsassistenten ergänzt werden („Ich arbeite jetzt seit einem halben Jahr in einer Allgemeinarztpraxis für 1800 Euro” oder „Inzwischen arbeite ich übrigens wieder in der Klinik und bin dort sehr zufrieden”).
Solche Äußerungen beruhen leider nicht auf der Erfahrung Einzelner - fast könnte man von einem beunruhigenden Massenphänomen sprechen. Die Misere der allgemeinmedizinischen Weiterbildung ist aber kein unerklärliches Phänomen, sondern vielmehr eine Entwicklung, deren Gründe man konkret benennen kann.
Gut qualifizierte Ärzte sind das Ergebnis einer gereiften Persönlichkeit, des Medizinstudiums (Ausbildung), des Facharzttrainings (Weiterbildung) und des auch nach der Facharztqualifikation kontinuierlich fortgesetzten Erwerbs von Wissen, Einstellungen und Fähigkeiten (Fortbildung).
Das Medizinstudium hat in Deutschland mit der neuen Approbationsordnung seit 2002 einen ersten Reformprozess durchlaufen. Besonders aus der Sicht der Allgemeinmedizin bleibt in der studentischen Ausbildung noch Vieles zu tun, um die begonnene Reform weiterzuführen. Unter anderem sollte man erwägen, Studierenden mit Bezug auf die spätere berufliche Tätigkeit schon weit vor dem Staatsexamen entweder vorwiegend hausärztlich oder vorwiegend spezialistisch orientierten Unterricht anzubieten [1].
Um die Weiterbildung in Deutschland steht es aber deutlich schlechter als um die Ausbildung, denn sie ist
weitgehend unstrukturiert, weil ohne wirklich verbindliches Curriculum, mühsam und oft freudlos für alle Beteiligten, für viele Weiterbildungsassistenten über rund ein Drittel der Zeit unterbezahlt und damit alles andere als attraktiv.
Im Folgenden soll kurz auf die Gründe für diese Situation und auf mögliche Lösungsvorschläge eingegangen werden.
Literatur
- 1 Gibbon W. Medical schools for the health-care needs of the 21th century. Lancet. 2007; 369 2211-2213
-
2
http://www.bundesaerztekammer.de/downloads/DAETBeschlussprotokoll20070531.pdf
, (zuletzt geprüft: 13.9.07)
- 3 Korzelius H. Initiativprogramm Allgemeinmedizin: Zaghafter Erfolg. Dtsch Ärztebl. 2000; 97 A84
- 4 Hoffert HP. , Persönliche Mitteilung, 12.9.2007
- 5 Plat E, Scherer M, Bottema B, Chenot JF. Facharztweiterbildung Allgemeinmedizin in den Niederlanden - ein Modell für Deutschland?. Gesundheitswesen. 2007; 69 415-419
- 6 Donner-Banzhoff N, Abholz HH. Vorschlag der DEGAM zur Weiterbildung Allgemeinmedizin: die Verbundlösung. Z Allg Med. 2000; 76 290-292
-
7 Heinrich W.
Weiterbildungsverbünde Allgemeinmedizin in Deutschland - eine Bestandsaufnahme . Inaugural-Dissertation, Marburg 2006 -
8 Donner-Banzhoff N, Nieswand M, Lichte T, Baum E, Schrappe M.
Verbundweiterbildung zum Arzt für Allgemeinmedizin . DEGAM Schriften Nr. 2, Hippokrates-Verlag, Stuttgart 2003 - 9 Baerheim A. Must undergraduate medical education be hospital based?. Scand J Prim Health Care. 2007; 25 129-130
-
10
http://www.degam.de/alt/weiterbildung/frabo_weiterbildung.doc
, (zuletzt geprüft 13.9.07)
Korrespondenzadresse
Prof. Dr. med M. M. KochenMPH, FRCGP
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin
Abteilung Allgemeinmedizin
Universitätsmedizin Göttingen
Humboldtallee 38
37073 Göttingen
Email: mkochen@gwdg.de