Endoskopie heute 2007; 20(4): 211
DOI: 10.1055/s-2007-990498
Editorial

© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Frühkarzinome - besser erkennen und behandeln

Early Cancer - Better Diagnoses and TreatmentsH. Neuhaus1 , H.-J. Schulz2
  • 1Medizinische Klinik, Evangelisches Krankenhaus Düsseldorf
  • 2Klinik für Innere Medizin I, Sana-Klinikum Lichtenberg
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Publication Date:
21 December 2007 (online)

Gastrointestinale Tumoren des oberen und unteren Verdauungskanals sind durch eine späte Symptomatik, eine frühe Metastasierung sowie eine schlechte Prognose charakterisiert. Ungeachtet aller Fortschritte der endoskopischen Diagnostik werden gastrointestinale Tumoren überwiegend in fortgeschrittenen Stadien diagnostiziert. Die 5-Jahres-Überlebensraten betragen für das Ösophaguskarzinom < 10 %, für das Magenkarzinom < 30 %, für das Kolonkarzinom etwa 50 %.

Frühkarzinome des Intestinaltrakts haben hingegen Heilungschancen von über 90 %. Die interventionelle Endoskopie leistet hierzu einen wesentlichen Beitrag.

Tumoren im Frühstadium zu diagnostizieren, ist eine Herausforderung für die heutige Endoskopie. Neue Technologien der Bildgebung und Bildbearbeitung sollen uns dabei helfen. Sie müssen im klinischen Alltag evaluiert und auf ihre Praxistauglichkeit getestet werden.

Unser Anliegen ist es, diesen dynamischen Prozess zu reflektieren und zur Verbesserung der Behandlungsergebnisse beizutragen.

Vieth und Kieslich vermitteln in ihrem Beitrag die wesentlichen Kriterien der histomorphologischen Diagnostik auf mukosaler und submukosaler Ebene. Sie sind die Grundlage für die noch experimentelle Nutzung und die Weiterentwicklung der In-vivo-Bildgebung (Endomikroskopie, Endozytoskopie, Konfokale Lasermikroskopie - siehe auch Göldner und Messmann) und den Einsatz endoskopischer Resektionen für eine erweiterte Diagnostik und gegebenenfalls auch definitive Therapie. Dabei ist die genaue histologische Bestimmung der Tiefeninfiltration wichtig, um eine Risikostratifizierung bezüglich einer möglichen Lymphknotenmetastasierung zu erreichen.

Neue Technologien verbessern die Feinauflösung der Oberflächenstrukturen im Verdauungskanal mit Darstellung von Diskolorierungen, von Gefäßstrukturen, von Erhabenheiten / Einsenkungen sowie der Identifikation veränderter Zellgruppen.

Während die Chromoendoskopie bereits zum Standard gehört, gilt dies für das Narrow Band Imaging (NBI) oder vergleichbare Techniken (FICE) oder die Autofluoreszensendoskopie noch nicht. Göldner und Messmann weisen in ihrem Beitrag darauf hin, dass ihr diagnostischer Gewinn noch herausgearbeitet werden muss.

Die speziellen Möglichkeiten der Konfokalen Laserfluoreszenzmikroskopie für die In-vivo-Detektion früher Neoplasien werden im Beitrag von Becker und Meining erörtert. Sicherlich in der nahen Zukunft noch nicht als Ersatz, vielleicht aber als Ergänzung der Standardhistologie.

M. Jung betont in seinem Beitrag die notwendige Kenntnis der Systematik und Makroskopie kolorektaler Neoplasien. Mit modernen Techniken sind die Bedingungen für eine Frühdiagnostik und ihre definitive endoskopische Therapie heute besser als in jedem anderen Bereich des Verdauungstraktes.

Standardverfahren der endoskopischen Therapie früher Neoplasien im Ösophagus ist die endoskopische Resektion: beim Barrett-Karzinom für m1-m4, beim Plattenepitelkarzinom für m1-m2-Situationen. Weitergehende Indikationen bedürfen einer individuellen Risiko-Nutzen-Abschätzung (Pech, May und Ell).

Einen innovativen Behandlungsansatz analysiert B. Schumacher in ihrem Beitrag zur Behandlung von Magenfrühkarzinomen. Die endoskopische Submukosa-Dissektion (ESD) ist in Japan schon perfektioniert. Sie liefert ein ungeteiltes endoskopisches Resektat und sie erfüllt damit onkologische Kriterien. Ob sich diese Technik wegen des hohen Zeitaufwandes auch in Europa durchsetzen kann, bleibt abzuwarten.

Im abschließenden Beitrag von Schmidt, Gospos und Dollkopf wird die Stellung der endoskopischen Therapie als Verfahren der Wahl zur Behandlung von Frühkarzinomen des Kolons bei Einhaltung der Low-Risk-Kriterien (T 1, G 1 / 2, L 0, V 0, sm1 / 2 bzw. sm-Invasion < 1000 µm sowie der Entfernung im Gesunden (R 0) bekräftigt.

Mit unserem Themenheft verbinden wir die Hoffnung, einen Beitrag zur Qualitätsverbesserung im endoskopischen Alltag sowohl in der Klinik, als auch in den gastroenterologischen Schwerpunktpraxen zu leisten.

H. Neuhaus, H.-J. Schulz

Prof. Dr. med. H.-J. Schulz

Klinik für Innere Medizin I · Sana-Klinikum Lichtenberg

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