Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P835
DOI: 10.1055/s-2007-988104

Intrakranielle Stenosen – eine prospektive Studie zur diagnostischen Sicherheit der transkraniellen Farbduplexsonographie und zum Langzeitverlauf des Stenosegrads

H Cangür 1, T Bachmann 1, S Gottschalk 1, G Seidel 1
  • 1Lübeck, Neustadt/Holstein

Hintergrund: Nicht immer stimmen in der Routinediagnostik Befunde der transkraniellen Farbduplexsonographie (TCCS) mit den Befunden der kraniellen Magnetresonanzangiographie (cMRA) oder der digitalen Subtraktionsangiographie (DSA) überein. In der vorliegenden Studie haben wir Ergebnisse der TCCS mit denen der cMRA und DSA verglichen und eine Langzeitevaluation der erhobenen Ultraschalldaten durchgeführt.

Methoden: In diese prospektive Studie haben wir 29 Patienten mit symptomatischen intrakraniellen Stenosen eingeschlossen (mittleres Alter: 56,3±11,6 Jahre, 55,2% weiblich, Stenoseorte: 13 MCA, 1 PCA, 8 BA, 1 VA, 6 C1-Segment der ACI). Die Einteilung der intrakraniellen Stenosen erfolgte durch TCCS und basierte auf der Kriterien von Baumgartner et al. (1999). Bei 9 Patienten fand sich ein Stenosegrad <50%, und bei 20 Patienten war der Stenosegrad >50%. Ein erfahrener Neuroradiologe wertete die Referenzmethoden aus (cMRA [n=23], DSA [n=3] und beides [n=3]). Die Patienten wurden in 6 monatigem Abstand bis zu 2 Jahren nach Einschluss in der Studie nachuntersucht. Eine Zu- oder Abnahme der intrakraniellen Stenosen wurde definiert als Änderung um mindestens 20% der maximalen systolischen Blutflussgeschwindigkeit.

Ergebnisse: Für die Diagnose einer hochgradigen intrakraniellen Stenose (Stenosegrad >50%) errechneten wir für die TCCS im Vergleich zur Referenzmethode eine Sensitivität von 0,7, einen positiven prädiktiven Wert von 0,89, eine Spezifität von 0,6 und einen negativen prädiktiven Wert von 0,3. Bezüglich der Langzeitanalyse der Blutflussgeschwindigkeit konnten Daten von insgesamt 16 Patienten ausgewertet werden (mittleres Alter: 55,5±9,9 Jahre, 56,3% weiblich). Bei 14 Patienten (87,5%) konnte eine Reduktion des Stenosegrades der intrakraniellen Stenose über einen Zeitraum von zwei Jahren festgestellt werden. Nur bei 2 Patienten (12,5%) nahm der Stenosegrad zu.

Schlussfolgerung: Verglichen mit den Referenzmethoden ist die TCCS zur Einschätzung des Stenosegrades einer intrakraniellen Stenose (<50% oder >50%) mit einer moderaten Sensitivität und einer niedrigen Spezifität mäßig geeignet. Dies ist methodisch bedingt, wobei noch nicht entschieden ist welche Methode den realen Stenosegrad sicher erfasst. Die Langzeitanalyse der intrakraniellen Stenosen zeigte eine gute Prognose bezüglich einer Reduktion des Stenosegrades.