Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P815
DOI: 10.1055/s-2007-988084

Klinische Variabilität des dorsolateralen Medulla oblongata Syndroms: Korrelation zwischen Funktion und Anatomie

C Eggers 1, GR Fink 1, DA Nowak 1
  • 1Köln

Fragestellung: Das Vollbild des dorsolateralen Medulla oblongata-Syndroms, auch Wallenberg Syndrom, ist klinisch selten anzutreffen. Es treten vielmehr meist fragmentierte Syndrome mit Kombination eines oder mehrerer der folgenden Symptome auf: Schwindel, Nystagmus, Erbrechen, Dysphagie, Dysarthrie, Singultus, ipsilateralem Horner-Syndrom mit Hemianhidrose, Sensibilitätsstörung des Gesichts, Gaumensegelparese, Hemiataxie und dissoziierter Sensibilitätsstörung. Ein isoliertes Auftreten dieser Symptome ist klinisch selten zu beobachten, ermöglicht jedoch Rückschlüsse zum funktionellen anatomischen Korrelat. Die ipsilaterale axiale Lateropulsion (iaL) tritt vereinzelt als isoliertes Symptom bei Infarzierungen der dorsolateralen Medulla oblongata auf. Als pathophysiologisches Korrelat werden die Vestibulariskerne, die Pedunculi cerebellares sowie der Tractus spinocerebellaris angesehen, eine genaue Zuordnung konnte bisher jedoch noch nicht erfolgen.

Methoden: Eingeschlossen wurden Patienten mit ischämischen Läsionen im Bereich der dorsolateralen Medulla oblongata, die klinisch führend eine iaL aufwiesen. Die klinische Symptomatik wurde korreliert mit der anatomischen Lokalisation des Infarktareals im MRT. Anhand des klinischen Leitsymptoms erfolgte eine Kartierung anatomischer Strukturen innerhalb der Medulla oblongata.

Ergebnisse: Das Leitsymptom der iaL scheint überwiegend mit einer Affektion der Tractus spinocerebellares, der Pedunculi cerebelli oder der Vestibulariskerne assoziiert zu sein.

Schlussfolgerungen: Das klinische Leitsymptom der iaL ist auf unterschiedliche Läsionsorte innerhalb der Medulla oblongata zurückzuführen.