Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P807
DOI: 10.1055/s-2007-988076

Blutdruckeinstellung in der Akutphase des ischämischen Hirninfarkts

A Stoll 1, J Berrouschot 1
  • 1Altenburg

Fragestellung: Wie der Blutdruck nach akutem ischämischen Schlaganfall eingestellt werden soll, wird seit langem kontrovers diskutiert. Die verschiedenen Leitlinien empfehlen einen optimalen Bereich zwischen 120mmHg und 180mmHg systolisch während der ersten Stunden und Tage.

Wir untersuchten die Häufigkeit von medikamentösen Interventionen zur Blutdruckeinstellung in der Akutphase nach Schlaganfall.

Methodik: In einer prospektiven Studie von 06/2004–10/2006 wurde bei allen Patienten mit MR -gesichertem Hirninfarkt, welche innerhalb von 24h nach Symptombeginn auf unserer Stroke Unit behandelt wurden, ein stündliches Blutdruck-Monitoring (arteriell/Oberarmmanschette) über drei Tage durchgeführt. Wir definierten den Zielbereich für den systolischen Blutdruck zwischen 120 und 180mmHg. Lagen die Werte außerhalb dieses Bereiches, erfolgte eine standardisierte Behandlung mit Katecholaminen und Plasmaexpandern oder intravenösen Antihypertensiva.

Ergebnisse: Von 249 Patienten (124Männer; 125 Frauen; ØAlter 71,6 Jahre) mit frischem ischämischen Schlaganfall bestand bei 215 (86%) Patienten bereits vor stationärer Aufnahme eine arterielle Hypertonie, 183 (85%) dieser Patienten waren bereits mit oralen Antihypertensiva vorbehandelt.

Bei 110 (44%) der Patienten war zur Blutdruckeinstellung eine medikamentöse Intervention notwendig. 29 (16%) dieser Patienten wurden mit Katecholaminen und Plasmaexpandern, 38 (15%) mit i.v. Antihypertensiva behandelt und 33 (13%) erhielten im Verlauf der ersten drei Tage eine antihypertensive und Katecholaminbehandlung.

Die durchschnittlichen Blutdruckwerte lagen zur Aufnahme bei 162/81mmHg, nach 24h: 141/69mmHg, nach 48h: 140/67mmHg, nach 72h: 140/70mmHg. Zusätzlich fielen im Tagesverlauf der Blutdruckwerte zwei Spitzen, 07:00 Uhr (157/76mmHg Chefarzt-Visite) und 16:00 Uhr (152/75mmHg Besuchszeit), auf.

Schlussfolgerung: Knapp die Hälfte aller Patienten benötigte in der akuten Phase des Schlaganfalls eine i.v.-Medikation zur optimalen Blutdruckeinstellung. Dies zeigte einmal mehr die Notwendigkeit eines intensiven Blutdruckmonitorings und einer intensiven Blutdruckbehandlung bei akuten Schlaganfallpatienten.