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DOI: 10.1055/s-2007-988069
Autosomal-dominante neurodegenerative Erkrankung mit vorwiegend spinocerebellären Symptomen
Fragestellung: Autosomal-dominante spinocerebelläre Ataxien (SCAs) sind eine heterogene Gruppe von neurodegenerativen Erkrankungen, die mit einer Ataxie und Kleinhirnatrophie einhergehen. Wir untersuchten Klinik und Molekulargenetik in einer großen Familie mit 120 Mitgliedern, von denen 26 an „motorischen Störungen“ litten. Das häufigste klinische Symptom war eine spinocerebelläre Ataxie, der Erbgang am ehesten autosomal-dominant.
Methoden: Ausführliche klinische Daten wurden bei 11 der 26 Betroffenen erhoben (klinische Untersuchung mit Videodokumentation, Telefoninterview/neurologische Vorbefunde). Ein kranielles MRT und PET wurden bei 8 bzw. 2 Patienten durchgeführt.
Ergebnisse: Von den 11 verfügbaren Familienmitgliedern zeigten zwei eine ausschließlich spinocerebelläre Ataxie, sechs eine vorwiegend spinocerebelläre Symptomatik in Kombination mit anderen neurologischen Ausfällen wie Demenz, Blickparese, Dystonie, Tremor, und Ausfälle des oberen und unteren Motoneurons. Die übrigen drei Patienten litten jeweils an einer frontotemporalen Demenz (FTD), amyotrophen Lateralsklerose (ALS) und einem atypischen Parkinsonsyndrom. Die Familienanamnese der übrigen betroffenen, aber nicht zur Verfügung stehenden Familienmitglieder erbrachte verschiedene motorische und kognitive Ausfälle. Der Erkrankungsbeginn lag zwischen 15 und 61 Jahren mit einem Mittelwert bei 39,5 Jahren. Alle Erkrankungen verliefen langsam progredient über Jahrzehnte mit Ausnahme des ALS-Patienten, der nach 6 Jahren Krankheitsdauer verstarb. In der Bildgebung konnte eine isolierte Kleinhirnatrophie ausschließlich bei den SCA-Patienten nachgewiesen werden.
In einer früheren Veröffentlichung berichteten wir über eine heterozygote Mutation im DCTN1-Gen (R1101K) bei den beiden Patienten mit FTD und ALS, die jedoch bei den übrigen betroffenen Familienmitgliedern augeschlossen wurde. Aufgrund des SCA-Phänotyps wurden zwei Familienmitglieder auf CAG-Triplett-Expansionen für SCA1–3, SCA6–7, SCA12, SCA17, FRDA und DPRLA untersucht, ohne dass eine Mutation gefunden wurde. Weiterhin wurde Kopplung zur SCA5-Region ausgeschlossen.
Schlussfolgerungen: Wir beschreiben eine neue Form einer autosomal-dominanten SCA mit zusätzlichen Befunden aus dem motorischen und kognitiven Bereich. Weitere klinische und molekulargenetische Untersuchungen werden durchgeführt, um das breite klinische Spektrum der Ausfallserscheinungen zu erklären und die auslösende Mutation in dieser Familie mit SCA-Phänotyp zu identifizieren.