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DOI: 10.1055/s-2007-988045
Elektroneurographische Verlaufsuntersuchungen bei Critical Illness Polyneuropathie
Fragestellung: Lässt sich durch engmaschige elektroneurographische Verlaufsuntersuchungen bei Sepsispatienten eine Critical Illness Polyneuropathie (CIP) frühzeitig erkennen und kann anhand des Verlaufes eine prognostische Aussage getroffen werden.
Methode: Es wurden insgesamt 11 Patienten (6 w, 7m) im Alter zwischen 22 und 77 Jahren mit schwerer Sepsis (max SOFA [Sepsis-related Organ Failure Assesment] Score Mittelwert:12,8; SAPS [Simplified Acute Physiology Score] 28 Tage Mittelwert: 43; Ursache der Sepsis: 8 Pneumonie, 1 Gastroenteritis, 1 Endoprotheseninfektion, 1 Pankreatitis) ab der 1. Woche wöchentlich über 4 Wochen und nach einem ½ Jahr elektroneurographisch untersucht. Die Neurographie wurde an 6 motorischen Nerven (N. medianus und N. ulnaris rechts, Nn. tibiales bds. und Nn. peronei bds.), die sensible Neurographie am N. medianus und N. ulnaris rechts und am N. suralis bds. mit Oberflächenelektroden und temperaturkontrolliert durchgeführt.
Die erfassten Parameter waren distale motorische Latenz, Amplitude, Nervenleitgeschwindigkeit (NLG) an den motorischen Nerven sowie Amplitude und NLG an den sensiblen Nerven. Aus diesen Parametern wurde ein motorischer und sensibler Nervenleitindex (NLIx) berechnet.
Ergebnisse: Alle Sepsispatienten (Pat.) zeigten im Verlauf eine Mitbeteiligung des peripheren Nervensystems im Sinne einer CIP (Abnahme des NLIx). Es zeichneten sich 3 unterschiedliche Verläufe ab. 1. ein monophasischer Verlauf mit guter Besserung (2 Pat.). 2. ein monophasischer Verlauf mit kontinuierlicher Verschlechterung (3 Pat.) und 3. ein biphasischer Verlauf mit initialer Verbesserung und nachfolgender Stagnation oder Verschlechterung (6 Pat.). Patienten mit Verläufen 2 und 3 verstarben. Patienten der Gruppe 1 zeigten eine klinische Besserung.
Schlussfolgerung: Eine engmaschige elektroneurographische Verlaufsuntersuchung bei Sepsispatienten kann zur frühen Erfassung einer Mitbeteiligung des peripheren Nervensystems im Sinne einer CIP und damit als weiteres Organversagen im Kontext mit anderen Organversagenszuständen bei der Sepsis beitragen.
Der Verlauf der CIP kann prognostische Bedeutung besitzen und sollte deswegen engmaschig neurographisch kontrolliert werden.