Fragestellung: Wir verwendeten das QST-Protokoll des Deutschen Forschungsverbunds Neuropathischer
Schmerz (DFNS), um zu erfassen, ob pseudoradikulärer Rückenschmerz mit einem subklinischen
sensiblen Defizit über den distalen Extremitäten assoziiert ist.
Methode: Mittels QST untersuchten wir 15 Patienten mit pseudoradikulärer Schmerzausstrahlung.
Als Kontrollkollektiv dienten 16 nach Alter und Geschlecht ausgesuchte Probanden sowie
12 Patienten mit radikulärem Schmerz-Syndrom (L4-S1). Radikulärer Rückenschmerz wurde
anhand klinischer Kriterien diagnostiziert (Schmerzausstrahlung bis unterhalb des
Knies, motorisches, sensibles oder Reflexdefizit, positives Laségue-Zeichen).
Ergebnisse: Z-score QST-Profile zeigten eine selektive Minderung des Vibrationsempfindens und
der taktilen Sensitivität für Berührung mit von Frey-Filamenten sowie der Kaltsensitivität
im betroffenen Dermatom der radikulären Schmerzgruppe. Das kontralaterale Dermatom
war ebenfalls aber weniger stark betroffen. Patienten mit pseudoradikulärem Schmerz
zeigten ein ähnliches sensorisches Profil. Der Sensibilitätsverlust war jedoch weniger
stark ausgeprägt. Dabei zeigte sich zwischen den Gruppen der pseudoradikulären und
radikulären Schmerzpatienten für keinen der getesteten Parameter ein signifikanter
Unterschied. Die Vibrationsschwelle war der sensitivste Parameter mit 73% abnormer
Werte bei den radikulären und 47% bei den pseudoradikulären Patienten.
Schlussfolgerung: Diese Daten weisen auf eine hohe Sensitivität von QST bei der Erkennung eines Sensibilitätsverlusts
bei radikulären Kompressions-Syndromen hin und unterstützen das Konzept einer neuropathischen
Schmerzkomponente bei radikulärem Rückenschmerz. Im Gegensatz zu einigen zentralen
Schmerzsyndromen bevorzugt dieser Sensibilitätsverlust die Funktion dick bemarkter
Nervenfasern. Der subklinische Sensibilitätsverlust bei pseudoradikulärem Syndrom
legt eine neuropathische Schmerzkomponente auch bei dieser Form chronischer Schmerzen
nahe. Die fehlende räumliche Überschneidung von Schmerzausbreitung und Sensibilitätsverlust
weist darauf hin, dass diese beiden Phänomene nicht kausal miteinander verknüpft sein
müssen.
Unterstützt durch das BMBF (DFNS)