Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P756
DOI: 10.1055/s-2007-988025

Breitspektrum-PCR mit Sequenzierung zur Erregerdetektion bei Kultur-negativen bakteriellen ZNS-Infektionen

K Boden 1, S Sachse 1, M Baier 1, E Straube 1, S Isenmann 1
  • 1Jena

Fragestellung: Die Liquordiagnostik spielt eine bedeutsame Rolle für die Diagnosestellung bakterieller Infektionen des ZNS. Allerdings gelingt häufig ein kultureller Erregernachweis nicht, etwa wenn vor der Punktion mit einer Antibiose begonnen wurde.

Die Amplifikation mittels Polymerasekettenreaktion der für die 16 S rRNA codierenden Desoxyribonukleinsäure (16S rDNA-PCR) erlaubt den universellen Nachweis bakterieller DNA. Eine anschließende Sequenzierung ermöglicht die Speziesbestimmung auch von unerwarteten Erregern. Somit eignet sich Ausgangsmaterial ohne Begleitflora für die Analyse mit dieser Technik.

Da gerade bei Infektionen des ZNS eine rasche Antibiotikagabe entscheidend und Liquor unter Normalbedingungen steril ist, scheint sich die Methode für die Erregerdiagnostik aus dem Liquor in besonderer Weise zu eignen. Ob dieses in praxi auch zutrifft, wollten wir mit dieser Arbeit untersuchen.

Methoden: Im Zeitraum 2004 bis 2006 wurden insgesamt 19 Liquorproben mittels 16S rDNA-PCR und anschließender Sequenzierung untersucht. Diese konsekutiven Analysen werden retrospektiv ausgewertet.

Ergebnisse: Von den 19 untersuchten Liquores lag in 9 Fällen (8 mit begonnener Antibiotikatherapie) eine Infektion des ZNS zu Grunde. Nur in einem dieser Fälle war die Kultur mit einer Verzögerung von vier Tagen positiv. In drei Fällen wurden Bakterien mikroskopisch nachgewiesen. Unter den Fällen mit negativer PCR fanden sich unter anderem ein Lymphom, eine Subarachnoidalblutung und epileptische Anfälle bei Dysgenesie. Bezogen auf die Klinik und weitere Zusatzdiagnostik ergab sich für die PCR eine Sensitivität von 56% (Kultur: 11%), eine Spezifität von 90% (Kultur 100%), ein positiver Vorhersagewert von 83% und ein negativer Vorhersagewert von 62%.

Schlussfolgerung: Die 16S rDNA-PCR ist eine sinnvolle Methode für spezielle bakteriologische Fragestellungen. Ihre Vorteile sind Erregerdetektion unter laufender Antibiose, Zeitersparnis und Identifizierung von schwer oder nicht anzüchtbaren Erregern. Allerdings liefert sie keine Informationen zu Antibiotikasensitivität bzw. -resistenz und ist wesentlich teurer als herkömmliche Verfahren. Somit kann sie die konventionellen mikrobiologischen Methoden nicht ersetzen. Vielmehr sollte sie zur weiterführenden Diagnostik in ausgewählten Fällen herangezogen werden.