Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P754
DOI: 10.1055/s-2007-988023

Eine initiale Kalibrierung erhöht die Genauigkeit der nichtinvasiven Hirndruckbestimmung

M Weinhold 1, B Schmidt 1, M Kahlbaum 1, S May 1, R Steinmeier 1, JJ Schwarze 1, J Klingelhöfer 1
  • 1Chemnitz

Hintergrund: Vor einiger Zeit wurde eine Methode zur Berechnung des Hirndrucks (ICP) aus dem arteriellen Blutdruck (ABP) und dem transkraniellen Dopplersignal der A. cerebri media (FV) vorgestellt. In der aktuellen Studie sollte überprüft werden, ob die Genauigkeit dieses nichtinvasiven Verfahrens durch eine einmalige individuelle Kalibrierung mittels implantierter Hirndrucksonde verbessert werden kann.

Patienten und Methoden: Bei 13 Patienten mit schweren Schädel-Hirnverletzungen (Alter: 35–77 Jahre, mittl. Alter: 59 Jahre±13 Jahre; 8m, 5 w) wurden wiederholt jeweils die FV mittels 2MHZ Dopplersonde (TC64–2B) auf der Seite der Läsion, der ABP mittels invasiven Messverfahrens in der A. radialis oder femoralis und der ICP mittels implantierter Hirndrucksonde über einen Zeitraum von einer Stunde aufgezeichnet. Während der Untersuchungen waren die Patienten sediert, relaxiert und maschinell beatmet. Vasospasmen waren nicht nachweisbar. Die Ableitungen wurden soweit möglich, an den Folgetagen 2, 4 und 7 wiederholt. Bei jedem Patienten wurde jeweils die 1. Aufzeichnung für eine individuell gültige Anpassung des nichtinvasiven ICP (nICP) -Verfahrens an den invasiv erfassten ICP benutzt. Das solchermaßen kalibrierte nICP-Verfahren wurde in den Folgetagen angewendet und mit dem ursprünglichen nICP-Verfahren verglichen.

Ergebnis: Bei 2 der 13 Patienten konnten keine Folgedaten erhoben werden. Bei den restlichen 11 Patienten wurden insgesamt 22 Folgemessungen durchgeführt. Gemittelt über die Folgetage 2, 4 und 7 ergaben sich ICP-Werte (±SD) von 15,3±17,2mmHg beim (invasiv gemessenen) ICP, von 19,6±9,6mmHg beim nICP, und von 15,8±11,3mmHg beim kalibrierten nICP. Durch die Kalibrierung des nICP-Verfahrens ließ sich die mittlere Abweichung (±SD) zwischen ICP und nICP signifikant von 8,3±7,9mmHg auf 6,7±6,7mmHg (P<0,05) senken.

Schlussfolgerung: Durch eine einmalige Patienten-spezifische Kalibrierung des nICP-Verfahrens durch den invasiv erhobenen ICP lässt sich dessen Erfassungsgenauigkeit in den Folgetagen signifikant verbessern. Eine solche hybride Methode zur ICP-Bestimmung lässt sich sinnvoll auf Intensivstationen einsetzen, bei Patienten mit zeitweise implantierten Hirndrucksonden. Nach der Entfernung (ob geplant oder versehentlich) oder auch bei Fehlfunktion dieser Sonden kann das ICP-Monitoring durch das kalibrierte nICP-Verfahren fortgesetzt werden.