Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P752
DOI: 10.1055/s-2007-988021

Cerebrale Pilzinfektionen

C Möller 1, K Wessel 1
  • 1Braunschweig

Cerebrale Pilzinfektionen sind nach wie vor bezüglich Diagnostik und Therapie eine Herausforderung, dies insbesondere bei nicht eindeutig immunsupprimierten Patienten. Wir berichten deshalb über zwei derartige Fälle, bei denen wir auch aus dem Krankheitsverlauf heraus wesentliche klinische Informationen gewonnen haben.

Patient 1 kam mit Kopfschmerzen und einem entzündlichen Liquorsyndrom zur Aufnahme. Bei bis dahin gesunden 28-jährigen Patienten konnte eine Kryptokokken-Infektion durch die Liquorkultur nachgewiesen werden. Als Komplikation traten ein Hirnödem und ein Hydrocephalus mit VP-Shunt-Versorgung auf. Infolge einer Peritonitis musste später ein VA-Shunt gelegt werden. Unter 12-wöchiger Therapie mit Fluconazol und stationärer neurologischen Rehabilitationsbehandlung gesundete der Patient wieder vollständig.

Patientin 2 kam ebenfalls mit Kopfschmerzen und entzündlichem Liquorsyndrom zur Aufnahme. In der Vorgeschichte lag zwar ein früherer Heroinabusus vor, bei Erkrankungsbeginn der 24-jährigen war aber nach allen klinischen und laborchemischen Befunden keine Immunsuppression vorhanden. Die Diagnose konnte durch das klare Ansprechen auf eine Therapie mit Voriconazol wahrscheinlich gemacht werden. Die Pilzinfektion konnte nie mikrobiologisch, auch nicht kulturell, nachgewiesen werden. Ausgiebige und breite antibiotische und antivirale Therapie hatten zuvor bezüglich des Beschwerdebildes und des Liquorsyndroms keinen Erfolg erbracht. Als Komplikation traten vorübergehend Zeichen einer Vaskulitis mit Flussbeschleunigungen in den intrakraniellen Gefäßen und leichten neurologischen Herdzeichen auf. Auch diese Patientin gesundete schließlich wieder ganz.

Unsere Kasuistiken zeigen noch einmal auf, wie schwierig die Diagnostik von Pilzinfektionen des ZNS insbesondere bei nicht offensichtlich immunsupprimierten Patienten und auch die daraus resultierenden Therapieentscheidungen sein können. Es ist wichtig, im Einzelfall bei begründetem Verdacht auch ohne mikrobiologischen Pilznachweis entsprechend konsequent zu behandeln, da die Patienten, wie unsere beiden Kasuistiken zeigen, darunter wieder ganz gesund werden können.