Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P741
DOI: 10.1055/s-2007-988010

Multiple Sklerose und TRAPS: Atypische Erstmanifestation bei einer Patientin mit R92Q-Mutation

LA Hoffmann 1, P Lohse 1, F König 1, R Hohlfeld 1, T Kümpfel 1
  • 1München, Göttingen

Tumornekrosefaktor-Rezeptor-1-assoziiertes-periodisches-Syndrom (TRAPS) ist eine autosomal-dominant vererbbare Erkrankung mit rezidivierenden inflammatorischen Episoden mit Fieber, Bauchschmerzen, Myalgien, Arthralgien und Hautexanthemen und ist bedingt durch eine Mutation im TNFRSF1A-Gen. Zusätzlich wurden wenige Fälle mit einer Beteiligung des Zentralnervensystems in Assoziation mit TRAPS beschrieben.

Wir beschreiben hier eine ungewöhnliche neuropsychiatrische Erstmanifestation einer Multiplen Sklerose bei einer jungen TRAPS-Patientin.

In der Kindheit manifestierten sich bei der Patientin rezidivierende Episoden mit Fieber, Pneumonien und attackenartigen abdominellen Schmerzen unklarer Ursache. Im Alter von 15 Jahren entwickelte sie ein organisch-psychotisches Syndrom mit ausgeprägten mnestischen Defiziten. Klinisch neurologisch zeigten sich zudem eine Gangataxie und eine Fazialisparese. Kernspintomografisch stellten sich eine große T2 hyperintense Läsion in den Basalganglien mit Diffusionsstörung sowie wenige Marklagerläsionen dar. Liquordiagnostisch zeigten sich eine lymphozytäre Pleozytose und oligoklonale Banden. Aufgrund der nur partiellen und passageren Remission unter hochdosierten Steroiden erfolgte eine Hirnbiopsie. Histopathologisch zeigten sich eine demyelinisierte inaktive Läsion und perivaskuläre lymphozytäre Infiltrate vereinbar mit einer Multiplen Sklerose. Eine DNA-Sequenzanalyse des TNFRSF1A Gen detektierte eine Arginin->Glutamin Substitution an der Aminosäurenposition 92 auf Exon 4 des TNFRSF1A Genes, so dass zusätzlich die Diagnose eines TRAPS gestellt werden konnte.

Diskussion: Dieser Fall bestätigt erstmals histopathologisch und molekulargenetisch die Koinzidenz von MS und TRAPS. Die Diagnose der MS konnte sowohl histopathologisch zum Zeitpunkt der Erstmanifestation als auch anhand der gültigen Diagnosekriterien für MS (McDonald-Kriterien) im weiteren Verlauf gesichert werden. Der genetische Nachweis einer R92Q-Mutation ermöglichte die Einordnung der unklaren rezidivierenden Symptome (Fieber, Pneumonien, abdominelle Beschwerden) in der Kindheit als TRAPS.