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DOI: 10.1055/s-2007-987999
Gesundheitsbezogene Lebensqualität bei Multipler Sklerose: Die prädiktive Bedeutung krankheitsbezogener und psychosozialer Aspekte
Einleitung: Studien zeigen, dass MS-Erkrankte im Vergleich zur Normbevölkerung und anderweitig chronisch Erkrankten eine eingeschränkte gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQoL) berichten. Widersprüchlich sind die Studienbefunde hinsichtlich der Einflüsse psychosozialer und krankheitsbezogener Aspekte auf die HRQoL, insbesondere die gewichtete Bedeutung einzelner Aspekte bei gleichzeitiger Betrachtung verschiedener Einflussgrößen fand in deutschen Studien bisher wenig Beachtung.
Fragestellung: Untersucht wurde die prädiktive Bedeutung krankheitsbezogener und psychosozialer Variablen für die HRQoL MS-Erkrankter, Ziel war die Erstellung eines stabilen Vorhersagemodells.
Methode: 7050 MS-betroffene Mitglieder der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Landesverband Nordrhein-Westfalen (DMSG-LV NRW), erhielten einen anonymisierten Fragebogen, der neben Fragen zu Soziodemographie und Krankheitsgeschichte das Multiple Sclerosis Quality of Life (MSQoL)-54 Instrument (Vickrey et al., 1995), die Multiple Sclerosis Impact Scale (MSIS)-29 (Hobart et al., 2001), die Fatigue Severity Scale (FSS, Krupp et al., 1989) und den Freiburger Fragebogen zur Krankheitsverarbeitung (FKV-LIS, Muthny, 1989) enthielt. 3157 Personen beteiligten sich, die Rücklaufquote lag bei 44,8%.
Ergebnisse: Die MS-Erkrankten beschreiben bereits bei kurzer Krankheitsdauer und geringem Behinderungsgrad Einschränkungen der HRQoL. Für fast alle untersuchten krankheitsbezogenen Variablen zeigen sich signifikante Zusammenhänge zur HRQoL. Auch soziodemographische Faktoren (wie Erwerbsstatus) lassen Korrelationen erkennen, die Effekte sind hier nur schwach. Multiple lineare Regressionsanalysen (Varianzaufklärung bis zu 81%) lassen die stärksten Vorhersagebeiträge für Fatigue, depressive Symptome und EDSS hinsichtlich der körperlichen HRQoL erkennen, Einschränkungen der psychischen HRQoL lassen sich am besten durch depressive Symptome und einen passiv-meidenden Copingstil beschreiben. Einfluss nimmt auch hier die Fatigue. Die Ergebnisse zeigen sich bei Validitäts-/Reliabilitätsprüfungen (u.a. durch Kreuzvalidierungen, r≥0,82) stabil.
Schlussfolgerung: Die Beeinflussung der körperlichen und auch der psychischen HRQoL durch Fatigue, Depression oder aber auch passiv-meidende Copingstrategien hebt die Notwendigkeit integrierter interdisziplinärer Behandlungen für MS-Erkrankte, wie sie z.B. in der “Integrierten Versorgung MS-Erkrankter im Rheinland“ unter Einbeziehung des DMSG-LV NRW e.V. umgesetzt werden, hervor.