Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P728
DOI: 10.1055/s-2007-987998

Proteasom und Anti-Proteasom-Antikörper im Liquor bei MS

P Franke 1, K Egerer 1, KP Wandinger 1, L Harms 1
  • 1Leipzig, Berlin

Hintergrund und Fragestellung: Das Proteasom präsentiert als multikatalytische Einheit im Zusammenhang mit der Ubiquitinkaskade ein physiologisch katabolisches System für den Abbau abnorm gefalteter, altersschwacher sowie auch kurz-und langlebiger Proteine. Es existiert in allen Zellen des Organismus und nimmt auch auf die Apoptose einen regulativen Einfluss. Durch die Beteiligung an der Antigen-Prozessierung kommt dem Proteasom auch eine wichtige Bedeutung in der Immunantwort zu.

Wir gingen der Frage nach, wie sich die Konzentration des Proteasoms im Serum und Liquor in Relation zu evtuellen Anti-Proteasom-Antikörpern bei Patienten mit multipler Sklerose (MS) verhält.

Methode: Es wurde Serum und Liquor von 30 MS-Patienten unterschiedlicher Krankheitsstadien und 33 gesunden Kontrollen auf cProteasom und Anti-Proteasom-Antikörper untersucht. Mikrotiterplatten wurden über Nacht mit dem polyklonalen proteasomspezifischen Antikörper K42 in einer Konzentration on 1:1000 beschichtet. Die humanen Plasmaproben (Verdünnung 1:10) und die unverdünnten Liquorproben wurden für eine Stunde bei Raumtemperatur inkubiert.

Ergebnisse: Die Konzentration des cProteasoms im Serum betrugen bei den MS-Patienten 513,29ng/ml (SD 287,87), bei den Kontrollen 571,01 (SD 421,27). Signifikanz bestand nicht. Im Liquor hingegen fand sich eine signifikante Minderung bei MS-Patienten auf 6,49ng/ml (SD 5,78) gegenüber 14,87ng/ml (SD 4,35). Auch für die Anti-Proteasom-Antikörper fanden sich nur im Liquor signifikante Differenzen der Mittelwerte: 0,19 U/ml (SD 0,16) für die MS-Patienten, 0,07 U/ml (SD 0,06) für die Kontrollen.

Schlussfolgerungen: Es liegt nahe, dass die nachgewiesenen Abweichungen der Konzentrationen des Proteasom und der Anti-Proteasom-Antikörper eine Rolle in der Immunpathogesese der MS spielen. So könnte die Verminderung des Proteasom im Liquor zu einer ungenügenden Kontrolle aktivierter T-Lymphozyten führen. Andererseits könnte auch das Proteasom selbst als Autoantigen in der Pathogenese der MS Bedeutung haben (Mayo et al. 2002). Schließlich könnten die selektiv im Liquor erniedrigten cProteasomspiegel Ausdruck einer gestörten intrathekaler Antigenpräsentation sein, die im Falle der Infektabwehr eine Chronifizierung der Entzündung begünstigen würde.