Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P680
DOI: 10.1055/s-2007-987951

Negativer Einfluss von Levodopa auf die schlafabhängige OFF-line-Konsolidierung bei Morbus Parkinson

S Wailke 1, M Fehlau 1, G Deuschl 1, J Volkmann 1
  • 1Kiel

Ziel: Den Einfluss von Levodopa (LEV) auf die Encodierung (ENCOD) und die schlafabhängige OFF-line Konsolidierung (KONS) einer impliziten Lernaufgabe bei Patienten mit M. Parkinson (PD) zu untersuchen.

Hintergrund: Schlaf ist notwendig, um gelerntes implizites Wissen zu konsolidieren. Dies konnte anhand des SRTT (serial reaction time task) gezeigt werden, bei dem eine unbekannte, in eine Zufallssequenz eingebettete Zahlenreihenfolge gelernt wird. Während des Tests reduzieren sich die Reaktionszeiten (RT) als Zeichen von Lernen. Nach einer durchgeschlafenen Nacht ist die initiale Performance gleich oder besser als am Vortag, was als Konsolidierungseffekt bewertet wird.

Implizites Lernen ist bei PD eingeschränkt. Wir wollten herausfinden, ob die Leistung durch Modifikation der Medikation während der ENCOD und KONS beeinflussbar ist.

Methoden: 39 PD Patienten (PAT) wurden in vier Gruppen randomisiert, die sich durch die Medikation (MED) während der Testung (150mg LEV) und/oder der Offline-Periode (100mg LEV ret) unterschieden. Getestet wurde nachmittags und am nächsten morgen anhand des SRTT.

16 altersgematchte Normalprobanden (NP) führten den SRTT ohne Medikation durch.

Ausgewertet wurde die Delta-Power (D), definiert durch die Differenz der letzten 20 RT der Sequenz an Tag 1 (Dlern1) bzw. ersten 20 RT der Sequenz an Tag 2 (Dlern2) und der RT der Zufallssequenz (RAND) an Tag 1 und 2 mithilfe von ANOVA. Je größer D, desto größer der Lerneffekt.

Ergebnisse: NP und PAT zeigten eine Verbesserung der RT am ersten Tag. In der globalen ANOVA zeigte Dlern1 keinen signifikanten Unterschied zwischen NP und PD. LEV hatte keinen signifikanten Einfluss auf Dlern1. PAT unter LEV in der Nacht hatten eine signifikant geringere Behaltensleistung (Allgemeines Lineares Modell, Faktor Dlern1 und Dlern2, Zwischensubjektfaktor MEDKonsol: F(1,37)=5,83, p=0,021) als PAT, welche die Nacht im OFF verbrachten. Am Ende des SRTT an Tag 2 zeigten sich keine Gruppenunterschiede mehr.

Schlussfolgerung: Implizites Lernen ist in der ENCOD unabhängig von der Medikation und der Lerneffekt ist mit dem von NP vergleichbar. Die KONS hingegen wird durch die Gabe von LEV negativ beeinflusst. Mögliche Gründe für einen hemmenden Effekt von LEV auf KONS könnten eine Änderung des Schlafprofils sein oder auch die Veränderung der für die Konsolidierung von Lernen erforderliche physiologische Aktivität in dopaminergen Kerngebieten.