Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P679
DOI: 10.1055/s-2007-987950

Homocystein und APOE sind nicht mit akuten neurologischen Komplikationen und kognitivem Abbau nach aortokoronarer Bypassoperation assoziiert

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  • 1Erlangen

Fragestellung: Aortokoronare Bypass-Operationen werden zunehmend bei älteren und multimorbiden Patienten durchgeführt. Typische postoperative neurologische Komplikationen sind embolische Hirninfarkte oder ein Delirium/Enzephalopathie. Die chirurgischen Prozeduren alleine können nicht alleine die deutlichen Unterschiede im Outcome erklären. In der vorliegenden prospektiven Studie untersuchten wir die Rolle kardiovaskulärer Risikofaktoren, Homocystein und den APOE-Genotyp in Bezug auf den Outcome nach einer konventionellen Bypassoperation über ein Jahr.

Methoden: 98 Patienten (Durchschnittsalter 69±6,4 Jahre; 75Männer und 23 Frauen) wurden prospektiv initial prä- und postoperativ neuropsychologisch untersucht und über ein Jahr prospektiv verfolgt. Der Rücklauf betrug über 80%.

Ergebnisse: Im Akutverlauf starben 3 Patienten und 2 Patienten im weiteren Verlauf. 4 Patienten entwickelten einen postoperativen ischämischen Infarkt. Ein weiterer Infarkt trat im weiteren Verlauf auf. 14 Patienten entwickelten ein postoperatives Delir (beurteilt mit der Confusion Assessment Method), das in 9 Fällen komplett rückläufig war. Der Mini-Mentalstatus fiel postoperativ (Durchschnittlich nach 8 Tagen) im Mittel um 2,4 Punkte, der Uhrenzeichnentest um 0,23 Punkte. Einen kognitiven Abbau (subjektiv und durch Angehörigenbefragung bestätigt) entwickelten 16 Patienten im Laufe der nächsten 12 Monate. Weder Homocystein noch ein Apolipoprotein E4 Allel waren ein signifikanter Risikofaktor für neurologische Komplikationen im Akutverlauf oder für kognitiven Abbau im Laufe der nächsten 12 Monate. Der EuroSCORE (Kombination kardiovaskulärer Risikofaktoren) war ein signifikanter, wenn auch mäßig ausgeprägter Risikofaktor (Relatives Risiko 1,3 (1,0–1,5; p=0,01) nur für den Akutverlauf. Für einen kognitiven Abbau im Verlauf des nächsten Jahre war nur das Alter ein signifikanter Risikofaktor (Relatives Risiko 1,2 (1,1–1,3; p=0,02).

Schlussfolgerung: Homocystein oder APOE4 waren in unserer Studie keine Risikofaktoren für neurologische Komplikationen oder kognitiven Abbau nach Bypassoperationen. Kardiovaskuläre Risikofaktoren sind mit Frühkomplikationen (Hirninfarkt und Delir) assoziiert, während für den kognitiven Abbau im weiteren Verlauf nach Bypassoperation das Alter eine Rolle spielt.