Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P669
DOI: 10.1055/s-2007-987940

Veränderung des Patientenkollektivs eines überregionalen Schlaganfallzentrums im Verlauf von 10 Jahren

T Konatschnig 1, S Külkens 1, A Knöll 1, PA Ringleb 1
  • 1Heidelberg

Hintergrund: Die Neurologische Universitätsklinik Heidelberg ist ein überregionales Schlaganfallzentrum, das als einziges Zentrum des Rhein-Neckar-Kreises und des westlichen Odenwalds die gesamte Notfallbehandlung des Schlaganfalls anbietet. Wir untersuchten, wie sich das von uns behandelte Patientenkollektiv in den letzten Jahren verändert hat.

Methodik: Im Jahr 1996 haben wir in der Vorbereitung der Einrichtung einer Stroke Unit erstmals eine vollständige Erfassung aller in der Notfallambulanz behandelten Schlaganfallpatienten vorgenommen. Seit 2002 werden konsekutiv und prospektiv alle dort behandelten Schlaganfallpatienten mit einem Fragebogen erfasst. Verglichen wurden die Jahre 1996, 2002 und 2006.

Ergebnisse: Die Gesamtzahl der Schlaganfallpatienten hat etwas, der Anteil der Schlaganfallpatienten am Gesamtkollektiv der Notfallambulanz jedoch nicht zugenommen (1996: 1286/5696=22,6%; 2002: 1377/6309=21,8%; 2006: 1452/6135=23,7%; p=0,21). Die Schlaganfallursache hat sich über die Zeit nicht verändert: ca. 10% hatten eine intrazerebrale Blutung, 20% eine TIA und 70% einen Hirninfarkt. Das Alter hat von 1996 (69,1±12,7J.) bis 2002 (70,1±13J.) und 2006 (70,4±14,3J.) gering zugenommen (p=0,04). Der klinische Schweregrad gemessen mit der NIHSS hat sich über die Jahre nicht verändert (1996: 7,0±6,7; 2002: 7,1±7,5; 2006: 6,8±6,8; p=0,80). Der Anteil der Patienten, die sich innerhalb von 3 Stunden nach Symptombeginn vorstellten stieg von 14,3% (1996), über 19,0% (2002) auf 22,8% (2006; p<0,0001). Dementsprechend stieg auch der Anteil von Patienten, die mittels Thrombolysetherapie behandelt wurden (1996: 4%; 2002: 6,2%; 2006: 9,9%; p=0,003).

Schlussfolgerung: Die größten Veränderungen haben sich zwischen 1996 und 2002 ergeben, was wir vor allem durch die Eröffnung der Stroke Unit und den damit verbundenen Aufklärungsmaßnahmen erklärt sehen. Erfreulich ist vor allem die Zunahme des Anteils von Patienten, die sich früh nach Symptombeginn vorstellen. Dadurch war es trotz eines überregionalen Einzugbereiches möglich, eine Lysequote von annähernd 10% zu erreichen.