Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P656
DOI: 10.1055/s-2007-987927

Mydriasis und occipitofrontaler Kopfschmerz als Primärmanifestation einer tertiären Lues

S Mazhar 1, W Struhal 1, M Vosko 1, M Guger 1, J Tomasits 1, M Mitterhumer 1, T Lukas 1, G Ransmayr 1
  • 1Linz, A

Die Inzidenz der Lues steigt in den letzten Jahren kontinuierlich (Deutschland 2004 3345 Patienten-Marcus U, 2004). Neurologische Komplikationen bestehen im Tertiärstadium der Syphilis und betreffen v.a Meningen, cerebrale Blutgefäße und Hirnparenchym. Die Klinik ist vielgestaltig und aufgrund der relativen Seltenheit wird die Lues kaum in die Differentialdiagnose miteinbezogen.

Die tonische Pupille wird oftmals einer parasympathischen Innervationsstörung zugeschrieben. Zuletzt wurde berichtet, dass bei unter 50-jährigen weder serologische Untersuchungen, noch die craniale Bildgebung diagnostisch weiterhelfen (Schnitzler E, 2005), andererseits wurden Patienten mit beidseitiger Pupillotonie auf Basis einer Lues III beschrieben (Sakai T, 2003).

Es wird ein Patient mit einseitiger tonischer einseitiger tonischer Mydriasis und geringem occipitofrontalem Kopfschmerz als erste und einzige Manifestation einer Lues III vorgestellt.

Der 38-jährige Patient wird von Arbeitskollegen auf eine Erweiterung der rechten Pupille aufmerksam gemacht und d.h vorstellig. Subjektiv besteht Wohlbefinden bis auf geringe ziehend-konstante occipitofrontale Cephalea. Klinisch auffällig war eine ausgeprägte Mydriasis rechts mit verlangsamter und reduzierter Lichtreaktion, bei unauffälligen Pupillenreflexen der linken Seite. Sonst war der Status unauffällig.

In der weiterführenden Diagnostik zeigte das MR eine geringe KM-Anreicherung und Verdickung des N. oculomotorius rechts. In der Liquorpunktion bestand eine Pleozytose von 222 Zellen/ul, zytologisch ein lymphozytäres Zellbild mit vereinzelt Plasmazellen, laborchem. eine intrathekale IgG-Synthese.

T.p. wurde sowohl im Serum als auch im Liquor nachgewiesen.

Anamnestisch konnte ein zehnjähriger Russlandaufenthalt mit wechselnden Lebensgefährtinnen erhoben werden. Es war weder zu genitalen Primärmanifestationen, noch zu Hautveränderungen und Lymphknotenveränderungen gekommen.

Mittels Penicillin G 3x tgl. 10 Mio.E. kam es zu einer Verminderung der Mydriasis rechts.

Dieser Fall bestärkt die Bedeutung, bei ansteigender Inzidenz die Lues differentialdiagnostisch nicht außer acht zu lassen. Auch bei einseitiger tonischer Pupille ist eine Lues entgegen aktueller Empfehlungen der Literatur sowohl bildgebend als auch serologisch auszuschließen. Speziell Patienten mit unspezifischer Klinik und anamnestischen Hinweisen auf erhöhtes Risiko-wie in unserem Fall jahrelanger Aufenthalt in einem Endemiegebiet-sollten auf Hinweise für T.p untersucht werden.