Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P649
DOI: 10.1055/s-2007-987920

Bakterielle Meningitis mit Pasteurella multocida

D Anhuf 1, T Klockgether 1, A Hartmann 1
  • 1Bonn

Fragestellung: Ist der Verlauf bei Meningitis auf dem Boden einer Pasteurella-Meningitis grundsätzlich fatal?

Fallvorstellung: Patientin (w, 63J) mit Methotrexat bedingter Immunsuppression bei Arthritis erlitt eine Sinterungsfraktur LWK 3/4 und in der Folge Zeichen einer Meningitis. Zwei Wochen zuvor Biss durch ihre klinisch unauffällige Hauskatze in den Unterarm, daraufhin angepaßte Antibiose. Nach stationärer Aufnahme wegen Meningitisverdacht (Kopfschmerzen, Nackensteifigkeit) Liquorpunktion: 2600 granulozytäre Zellen, EW 1380g/ltr. Erregernachweis im Liquor von Pasteurella multocida. Trotz adäquater Antibiose und Rückgang der Liquorzellzahl Entwicklung von Komplikationen mit Sprungelenksentzündung (operative Sanierung erforderlich), Spondylodiszitis LWK 1/2 und 2/3, epiduralem Empyem zervikal bis sakral (Hemilaminektomie BWS, Fixateur LWS), Psoasabszeß, Herpes zoster labialis, kutaner Candidose. Anschließend stationäre Rehabilitation. Im Verlauf der Reha-Maßnahme postmeningitische Ventrikulitis und Hydrozephalus (VP-Shunt). In den Nachuntersuchungen ausgeprägtes organisches Psychosyndrom.

Diskussion: Menschen können symptomlose Träger von Pasteurella multocida sein. Kaninchen, Katzen und Hunde sind zu einem hohen Prozentsatz Träger in der Mundflora und können daran auch erkranken (z.B. Pasteurellose, „Kaninchenschiefhals“). Meningitiden beim Menschen nach Pasteurella multocida Infektion sind selten. Meistens kommt es zu lokal begrenzten Wundinfektionen, selten zu lokaler Osteomyelitis. Hier traten bei einer Frau mit Immunsuppression nach einem Hauskatzenbiss eine anfangs umschriebene akute Entzündung, dann Hirnhautentzündung und weiterhin Infektion mehrerer Organe auf. Meningitiden und andere Entzündungen bis zur Sepsis mit einer Letalität von bis zu 60% gehören zu den Ausnahmen. Diese Art von Meningitiden kommt entsprechend den publizierten Fällen bei Erwachsenen (mit Immunsuppression) und etwas häufiger bei Kindern vor, trotz adäquater Antibiose auch mit schweren Komplikationen.