Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P642
DOI: 10.1055/s-2007-987913

Kompartmentsyndrom bei einer Patientin mit schizoaffektiver Psychose

J Diedler 1, M Sykora 1, S Külkens 1, N Bergemann 1, T Steiner 1
  • 1Heidelberg

Übernahme einer 46 Jahre alten Patientin mit akut aufgetretener schizo-affektiver Psychose aus der Psychiatrischen Klinik wegen eines erstmaligen Grand-mal Anfalles. In den vergangenen 2 Tagen hatte die Patientin über 15 Liter Wasser getrunken. Bei Aufnahme bestand eine Hyponatriämie von 112mmol/l, die CK war 9544U/l. Initial führten wir die CK-Erhöhung auf den Z.n. Grand-mal Anfall kombiniert mit einer beginnenden Rhabdomyolyse bei Hyponatriämie zurück.

Am zweiten Tag unter schrittweiser Natriumsubstitution klagte die Patientin jedoch über Druckschmerz in beiden Unterschenkeln. Weitere Anfälle waren nicht aufgetreten. Zu diesem Zeitpunkt war die CK auf 14039U/l angestiegen, das Natrium lag bei 116mmol/l. Mit dem V.a. auf ein beidseitiges Kompartment-Syndrom wurde die Patientin in die Chirurgie verlegt.

Die Verdachtsdiagnose bestätigte sich und am selben Tag wurde eine notfallmäßige Faszienspaltung bds. durchgeführt. Die Patientin wurde nach 2-maliger operativer Revision mit Resektion der Mm. tibiales anteriories und Mm. extensores digitorum bds. nach 20 Tagen selbständig gehfähig zur weiteren Behandlung in die Psychiatrische Klinik zurückverlegt.

In der Literatur finden sich einige Fälle, die eine Rhabdomyolyse im Zuge des Elektrolytausgleichs bei Hyponatriämie berichten, die meisten im Zusammenhang mit Antipsychotika. Pathophysiologisch liegt wahrscheinlich ein hyposmolar bedingtes Ödem zugrunde, in deren Rahmen es zur Zellschwellung kommt, die in unserem Fall zu einem beidseitigen Kompartment-Syndrom geführt hat. Uns ist bisher kein Fall bekannt, bei dem eine Hyponatriämie im Rahmen einer psychogenen Polydipsie zu einem beidseitigen Kompartment-Syndrom geführt hatte.