Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P632
DOI: 10.1055/s-2007-987903

Heißhunger, Zwangsstörungen und Medikation bei Patienten mit Morbus Parkinson

E Scherm 1, I Reuter 1, M Kaps 1, A Korchounov 1, M Oechsner 1
  • 1Gießen, Bad Nauheim

Background: Die Therapie mit Dopaminagonisten bei Morbus Parkinson steht in Verdacht, Auslöser für die Entstehung von Zwangsstörungen wie Spiel,- Kauf- und Esssucht zu sein.

Ziel der Studie war, herauszufinden, ob Dopaminagonisten eine Ursache für die Entstehung von Heißhungerattacken bei M. Parkinson sein können und inwiefern dies mit dem Auftreten weiterer Zwangssymptome in Zusammenhang steht.

Methodik: 114 Patienten mit einem idiopathischen M. Parkinson wurden rekrutiert, 74 Patienten mit Heißhungerattacken, welche sie vor Beginn der Parkinson-Erkrankung nicht kannten und 40 Patienten ohne Heißhungerattacken. Die beiden Gruppen wurden hinsichtlich psychologischer und demographischer Unterschiede untersucht und die medikamentöse Therapie bezüglich Dopaminagonisten verglichen. Neurologische Defizite wurden mit der UPDRS, die Parkinsonspezifische Beeinträchtigung der Lebensqualität mit dem PDQ 39, Ängstlichkeit mit dem State-Trait-Anxiety 1 und 2, Depressionen mit der Beckschen Depressionsskala, Eßverhalten mit dem FEV und Zwangssymptome mit dem HZI-K verglichen. Zusätzlich wurde der Mini-Mental Test und das Neuropsychiatrische Inventar durchgeführt.

Ergebnisse: Die Patienten in Gruppe 1 waren mit 64±9,6 Jahren tendenziell jünger als die der Gruppe 2 mit 66,5±9,2 Jahren. Ebenso waren Patienten mit Heißhunger etwas jünger bei Diagnosestellung. Die Krankheitsdauer betrug in Gruppe 1 99,7±6,5, in Gruppe 2 83,4±7,5 Monate. 41 der Patienten mit Heißhunger erhielten Non-Ergot- und 28 Ergot- Dopaminagonisten, in der Kontrollgruppe wurden 21 mit Non-Ergot- und 12 mit Ergot Dopaminagonisten behandelt. Damit bestanden in Bezug auf die medikamentöse Therapie keine signifikanten Unterschiede. Es bestanden keine Unterschiede bezüglich zwanghaften Verhaltens. Die Gruppe mit Heißhunger zeigte ein signifikant höheres körperliches Unbehagen (p<0,001) und ein schlechteres emotionales Wohlbefinden (p<0,028). Patienten mit Heißhungerattacken zeigten eine wesentlich höhere Beeinträchtigung ihrer Lebensqualität als die Patienten ohne Heißhunger (p<0,25).

Zusammenfassend fanden wir unserer Studie keine signifikanten demographischen Unterschiede zwischen Patienten mit und solchen ohne Heißhunger, ebenso konnten wir im Gegensatz zu anderen Studien keinen Zusammenhang zwischen der Behandlung mit Non-Ergot- oder Ergot-Dopaminagonisten und Heißhungerattacken finden. Die Patienten mit Heißhungerattacken waren jedoch signifikant stärker in ihrem Wohlbefinden beeinträchtigt.