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DOI: 10.1055/s-2007-987871
Abschätzung des Pneumonierisikos für Patienten mit akutem Hirninfarkt – der Schleswig-Holstein Pneumonie Score (SHPS)
Fragestellung: Die Pneumonie ist eine häufige Komplikation des akuten Hirninfarktes (AIS) und erhöht dessen Morbidität und Letalität. Unser Ziel war die Entwicklung eines Risiko-Scores für die Entstehung einer Pneumonie in der Frühphase des Hirninfarktes (AIS).
Methoden: 2091 Patienten aus 8 Krankenhäusern in Schleswig-Holstein mit AIS (mittleres Alter: 72,5 Jahre; 48,5% Frauen) wurden in das QugSS-Projekt (Qualitätsgemeinschaft Schlaganfallversorgung Schleswig-Holstein) über einen Zeitraum von 17 Monaten aufgenommen. Eine Pneumonie wurde diagnostiziert, wenn eines oder mehrere der folgenden Kriterien erfüllt waren: radiologischer Aspekt einer Pneumonie, auskultatorische Zeichen einer Pneumonie verbunden mit Fieber (>37,9°C) oder purulentes Sputum. Zur statistischen Analyse wurden klinische Parameter mit der Entwicklung einer Pneumonie als Komplikation des AIS korreliert. Die Gesamtpopulation wurde in zwei Gruppen unterteilt: Die eine Gruppe diente der Entwicklung und die zweite Gruppe der Testung des Risiko-Scores.
Ergebnisse: In der ersten Subgruppe (n=1046, mittleres Alter: 72,9 Jahre; 51,0% Frauen, Pneumonie-Inzidenz: 10,2%) konnte mit der multivariaten Analyse folgende Risikofaktoren gefunden werden: modified Rankin Score (mRS) >2 (OR 9,8 [CI:2,2, 44,4]), Schluckstörung (OR 6,7 [CI: 3,9, 11,8]), Bewusstseinsstörung (OR 1,9 [CI: 1,1, 3,3]) und Vorhofflimmern (AF) (OR 1,8 [CI: 1,1, 2,9]). Der Risiko-Score wurde als Summe der folgenden gewichteten Risikofaktoren definiert: Dysphagie und modified mRS >2 jeweils zwei Punkte sowie Bewusstseinsstörung und AF jeweils einen Punkt. Der Summen-Score wurde an der zweiten Subgruppe (n=1045, mittleres Alter: 72,1 Jahre; 46,1% Frauen, Pneumonie-Inzidenz: 8,8%) getestet. Die höchste Sensitivität und Spezifität in der ROC-Analyse ergab sich für einen Score >2 (0,79 und 0,69, AUC: 0,845).
Schlussfolgerungen: Unser Risiko-Score kann die Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung einer Pneumonie bei AIS-Patienten mit relativ hoher Sensitivität und Spezifität vorhersagen und kann somit zur Identifizierung des Risikokollektivs beitragen. Dysphagie mit Aspiration und Immobilisation sind Ursachen der AIS assoziierten Pneumonie, die gezielt evaluiert und therapeutisch angegangen werden müssen.
Diese Studie wurde von der QugSS-Studiengruppe durchgeführt und vom Bundesministerium für Gesundheit und soziale Sicherung unterstützt (BMGS-AZ 217–43794–6/7).