Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P591
DOI: 10.1055/s-2007-987862

HES Lösung verbessert bei Hirninfarktpatienten Hirndurchblutung, Herzminutenvolumen und Sauerstofftransportkapazität deutlicher als Ringer Lösung

A Hartmann 1, C Kölsch 1, C Dettmers 1, A Hagendorff 1
  • 1Bonn

Fragestellung: Therapieziel im akuten zerebralen Ischämiestadium ist die Verbesserung der Perfusion zur Steigerung des Antransportes von O2 über Rekanalisation, Kollaterale oder Fließbedingungen. Gelingt es, mit induzierter Hypervolämie Gehirndurchblutung (CBF), Herzminutenvolumen (HZV) und den O2-Transport (O2-T) zu verbessern? Gibt es Unterschiede zwischen Elektrolytinfusionen und Osmotherapeutika?

Methode: Protokoll 1: Bei Pt. mit Hirninfarkt (Tag 6–11)Messung von CBF (32 Arale, Xenon 133-Cerebrographie), HZV (Impedanzmethode) und O2-T (aus HKT und CBF) vor und nach Infusion von 500ml Ringer(n=10 Pt.) bzw. 500ml Hydroxyaethylstärke (HES)über 60min. Klassifikation in Fokus-, Perifokus- und distale Areale (CCT).

Protokoll 2: CBF bei 2×10 Pt. ab Infarkttag 1 mit entweder 1000/500ml Ringer/Tag(zusätzlich zum Standardvolumen) für 2, dann 5 Tage bzw. 1000/500ml HES/d für 2, dann 5 Tage. CBF-Messung vor Gabe der Lösung an Tag 1, und weiterhin an Tagen 3 und 7.

Ergebnisse: Protokoll 1: HKT Abfall in der Ringer Gruppe um 14% und in der HES-Gruppe um 18% (n.s.), war jedoch in der Ringer Gruppe nach <2h, in der HES Gruppe nach >3h normalisiert. Der Blutdruck war zwischen beiden Gruppen (Ringer/HES) nicht unterschiedlich. HZV stieg in der Ringer Gruppe um 26,6% und in der HES Gruppe um 21,8% (n.s.) an. In der Ringer Gruppe stieg rCBF im ischämischen Areal um 7,6% und für die gesamte betroffene Hemisphäre um 4,5%, kontralateral um 1,5%. In der HES Gruppe stieg rCBF für die ischämischen Areale um 25,8% und für die Hemisphäre um 14,3%, kontralateral um 7,7%.

Protokoll 2: In der Ringer Gruppe Abfall des Hämatokrit über 7 Tage zwischen 2% und 4%, in der HES-Gruppe zwischen 2% und 13,9%. rCBF stieg in 7 Tagen in der Ringer Gruppe von 33,4 (ml/100g/min) auf 38,8 (um im Schnitt 16,4%) und in der HES Gruppe von 31,6 auf 42,9 (35,8%), mit deutlicher Betonung der ischämischen Areale. Anfall des O2-T in der Ringer Gruppe um 9,9% über 7 Tage und Anstieg um 5,0% in der HES Gruppe.

Schlussfolgerung: HES steigert die Hirndurchblutung im ischämischen Hirngewebe mehr als Ringer Lösung. Der Effekt auf das HZM ist nicht unterschiedlich, der Effekt auf die Durchblutung für HES nachhaltiger und stärker.

Der Sauerstofftransportkapazität wird nur von HES verbessert, nicht von der Elektrolytlösung. Für die Volumentherapie des nicht dehydrierten Patienten mit zerebraler Ischämie ist HES wesentlich geeigneter als Ringer Lösung.