Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P584
DOI: 10.1055/s-2007-987855

Intraarterielle Thrombolyse der A. basilaris führt zu Normalisierung einer DWI/ADC- und T2/FLAIR-Läsion, ein Fallbericht

F Castrop 1, C Hillerer 1, H Poppert 1, C Zimmer 1
  • 1München

Gegenwärtig werden in der Akutphase einer zerebralen Minderperfusion drei dynamische Kompartimente postuliert: die in eine Nekrose übergehenden Kernzone (core), die Penumbra und die Oligämie-Zone (2). Die Magnetresonanztomographie (MRT) mit diffusionsgewichteten Sequenzen (diffusion weighted imaging/DWI bzw. apparent diffusion coefficient/ADC) hat sich hierbei als Methode von hoher Sensitivität und Spezifität etabliert. Die Ansicht, DWI-Läsionen korrespondierten vollständig dem core-Kompartiment, wurde nach Fallanalysen reversibler DWI/ADC-Läsionen in der vorderen (z.B. (1)) und einem Bericht für die hintere Zirkulation (3) mittlerweile revidiert. T2/FLAIR-Läsionen (fluid attenuated inversion recovery) wurden bislang als sicheres Korrelat einer manifesten Infarktzone angesehen und führten hinsichtlich lokaler Lyse zu einem eher zurückhaltenden Procedere. Der folgende Fallbericht stellt diese Sichtweise, zumindest in der hinteren Zirkulation, infrage.

Die bisher nie wesentlich erkrankte 33-jährige Notfallpatientin präsentierte sich mit Cephalgien und einer stark fluktuierenden Klinik: Neben einer brachiofazialen Hypästhesie bestanden eine Hemiataxie und latente Hemiparese links (NIHSS 3).

In der kranialen MRT konnte eine rechts paramediane, ca. 2×0,8cm große DWI-hyperintense/ADC-hypointense Ponsläsion mit einem T2/FLAIR-Korrelat nachgewiesen werden. Der Verdacht auf einen distalen Basilarisverschluss in der MR-Angiographie bestätigte sich in der digitalen Subtraktionsangiographie. Bei weiterhin fluktuierender Symptomatik wurde ca. 20 Stunden nach Symptombeginn eine intraarterielle Thrombolyse mit 15mg Gewebs-Plasminogenaktivator (rtPA) durchgeführt.

Sieben Stunden nach erfolgreicher Rekanalisation ergab sich in der Kontroll-cMRT für die zunächst als Infarkt gewertete Ponsläsion kein sicheres DWI/ADC- und kein T2/FLAIR-Korrelat mehr. Die Symptomatik remittierte vollständig.

Dieser Fallbericht weist erstmalig die Normalisierung einer DWI/ADC-Läsion mit T2/FLAIR-Korrelat nach Rekanalisation der A. basilaris nach. Der Befund bestätigt einerseits das lange Zeitfenster für eine erfolgreiche Lysetherapie im hinteren Stromgebiet und zeigt andererseits, dass nicht nur DWI/ADC-Läsionen sondern auch eine T2/FLAIR-Hyperintensität zumindest partiell dem Penumbra-Kompartiment entsprechen kann. Dies hätte für die Therapieentscheidung hinsichtlich einer Rekanalisationstherapie maßgebliche Konsequenzen.

1. Fiehler, Stroke 2004

2. Muir, Lancet Neurol. 2006

3. Suzuki, Stroke 2005