Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P566
DOI: 10.1055/s-2007-987837

Wirksamkeit einer stationären neurologischen Schmerzrehabilitation. Erste Ergebnisse einer kontrollierten randomisierten prospektiven Untersuchung

C Berwanger 1, S Oester 1, S Petzoldt 1, F Welter 1, H Basler 1
  • 1Bad Zwesten, Marburg

Fragestellung: Die HWK I Bad Zwesten führt seit einigen Jahren ein Intensives Schmerztherapieprogramm im stationären Rahmen (IST) durch. Dieses Programm besteht neben der etablierten neurorehabilitativen Behandlung aus einem Gruppensetting mit Edukation, Interaktioneller Psychotherapie, Genusstraining, Entspannungsverfahren, Motologie. Es soll untersucht werden, ob dieses Konzept einer bisher üblichen Einzelrehabilitation überlegen ist.

Studienaufbau: Pro Aufnahmetermin wurden 15 Patienten im Verhältnis 2:1 nach den Kriterien „med. Prognose“ und „sozialmed. Prognose“ randomisiert und in IST-Gruppe (EG) bzw. Einzelrehabilitation (KG) aufgeteilt und 4–5 Wochen behandelt. Bei Aufnahme (t1) wurden folgende Variablen erhoben: Behinderung (PDI), Angst und Depresion (HADS), Lebensqualität (SF12), Schmerzempfindung (SES), Kontrollüberzeugungen, Chronifizierungsstadium, Krankheitsmodell. Bei Entlassung (t2) wurden HADS, SES, SF12, Therapiemotivation, 6 Monate nach Entlassung (t3) PDI, HADS, SES, SF12 und die subjektive Therapiezufriedenheit (FSET) erhoben. Insgesamt wurden 178 Patienten mit unterschiedlichen neurologischen Schmerzsyndromen randomisiert, 10 brachen ab.

Ergebnisse: Eine Zwischenauswertung bei laufender Studie wurde in Bezug auf das Haupterfolgskriterium Beeinträchtigung (PDI) vorgenommen. Einbezogen wurden 104 Patienten der EG und 59 Patienten der KG. Zum Zeitpunkt t3 lagen Daten von 81 EG-Patienten und 45 KG-Patienten vor. Eine Intention-To-Treat-Analyse mithilfe varianzanalytischer Verfahren wies auf gleichsinnige Veränderungen in EG und KG hin. In der EG verringerten sich die Messwerte von M=5,75 (SD=2,20) auf M=5,39 (SD=2,40); in der KG von M=5,52 (SD=2,08) auf M=4,70 (SD=2,35). Auch eine Kovarianzanalyse mit der durch die Therapeuten gerateten Therapiemotivation als Kovariante bestätigte dieses Ergebnis.

Diskussion: Durch die Zwischenauswertung kann die Überlegenheit der Prüftherapie über die Standardtherapie hinsichtlich der Verringerung der Beeinträchtigung nicht belegt werden. Nach Abschluss der Studie soll eine Subgruppenanalyse Hinweise darauf geben, welche Patienten von welcher Therapieform in besonderer Weise profitieren können.