Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P565
DOI: 10.1055/s-2007-987836

Kopfschmerzen bei Pinealiszyste – eine retrospektive Fallserie

T Sprenger 1, C Seifert 1, A Wöller 1, M Valet 1, TR Tölle 1
  • 1München

Die Glandula pinealis ist als Syntheseort des Melatonins bekannt und ein Zusammenhang zwischen Kopfschmerzerkrankungen und der zirkadianen Melatoninsekretion wird vermutet. Konsekutiv stellt sich die Frage, ob bei Patienten mit Pathologien im Bereich der Glandula pinealis, wie z.B. Pinealiszysten vermehrt primäre Kopfschmerzerkrankungen auftreten.

In dieser retrospektiven Untersuchung wurde für den Zeitraum von 1998–2005 eine Aktendurchsicht für sämtliche Patienten durchgeführt, die in unserer Klinik mittels cerebraler Magnetresonanztomographie untersucht worden sind und bei denen im Rahmen dieser Untersuchung eine Zyste der Glandula pinealis festgestellt worden war. Anhand der Akten wurde systematisch nach Kopfschmerzerkrankungen bei diesen Patienten gesucht.

Insgesamt wurden bei 47 Patienten (38 weiblich, 9männlich) MR-tomographische Pinealiszysten beschrieben. Von diesen wurden in der Anamnese bei über der Hälfte (55%, 26 absolut) der Patienten Kopfschmerzen angegeben. Im Detail waren dies bei 3 Patienten ein Kombinationskopfschmerz mit Migräne- und Spannungskopfschmerz, bei 9 Patienten eine Migräne, davon bei 4 mit und bei 5 ohne Aura, bei 4 ein reiner Spannungskopfschmerz, bei einer Patientin eine Hemicrania continua und bei 8 Patienten lagen nicht näher zugeordnete Kopfschmerzen vor. Ein weiterer Patient hatte eine Migräneaura ohne Kopfschmerzen.

Wir fanden bei einem hohen Anteil der Patienten mit Pinealiszysten Hinweise auf das Vorliegen einer (primären) Kopfschmerzerkrankung. Dies legt einen pathophysiologischen Zusammenhang von Pinealis-assoziierten Mechanismen und der Entstehung von Kopfschmerzen nahe. Selbstverständlich müssen die methodischen Einschränkungen von retrospektiven Untersuchungen berücksichtigt werden, die Untersuchung könnte jedoch der Ausgangspunkt für eine prospektive Untersuchung zur Häufigkeit von Kopfschmerzen bei Pinealiszysten bzw. vice versa sein.