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DOI: 10.1055/s-2007-987817
Wirkung der Lokomat-Therapie auf die Pusher-Symptomatik
Fragestellung: Nach einer Hirnschädigung leiden einige Patienten zusätzlich zur Hemiparese an der sog. Pushersymptomatik, d.h. sie drücken sich aktiv mit der nicht-gelähmten Körperseite zur Seite der Parese. Für diese Symptomatik sind nur wenige Therapieformen beschrieben. In unserer Klinik nutzen wir regelmäßig den Lokomat, eine angetriebene Gangorthese, die es schwer betroffenen Patienten ermöglicht, mittels partieller Gewichtsentlastung auf einem Laufband zu gehen.
Ziel dieser Studie ist es, die Wirkung der Lokomat-Therapie auf die Pusher-Symptomatik zu untersuchen.
Methode: 4 Patienten mit Hemiparese, mittels der Skala für contraversive Pusher- Symptomatik (SCP) als Pusher identifiziert, wurden einmalig für 20 Minuten (reine Gehzeit) auf dem Lokomat therapiert. Vor und unmittelbar nach der Therapie wurde der Schweregrad anhand der SCP getestet. Zusätzlich wurde eine an einem Handlauf spontan eingenommene Stehposition mit einer Drucksohlen- und Hüftwinkelmessung dokumentiert, ebenso wie die Information, ob die Patienten mit oder ohne Hilfe stehen konnten.
Ergebnisse: Vor Therapie brauchten alle Patienten die Hilfe einer Person um am Handlauf zu stehen und wurden nach der SCP im Mittel mit 4,06 Punkten eingestuft. Unmittelbar nach der Therapie konnten 3 der 4 Patienten selbständig am Handlauf stehen, ein Patient zeigte eine verbesserte Sitzhaltung. Der durchschnittliche Punktwert der SCP reduzierte sich auf 3,19 Punkte. Ein t-Test für abhängige Stichproben zeigte eine signifikante Reduktion in der SCP (t [df=3]=2,78, peins.=0,035). Die Hüfte der nicht-paretischen Körperseite befand sich bei allen Patienten vor Therapie in Abduktion. Ein Patient verbesserte sich durch die Therapie so stark, dass anschließend die Hüfte eine Adduktionsstellung hatte, welche auch bei Hemiparetikern ohne Pushersymptomatik zu finden ist. Diese Haltungsänderung spiegelte sich auch in der SCP wider. Nach Therapie wurde dieser Patient nicht mehr als Pusher klassifiziert. Die Drucksohlenmessungen zeigten keine Änderungen. Sowohl vor als auch nach Therapie zeigte sich eine Asymmetrie in der Gewichtsverteilung, wie sie auch bei Nicht-Pushern gefunden wurde.
Schlussfolgerung: Die Lokomat-Therapie scheint eine effektive Methode zu sein, um das Pushen bei Patienten mit Hemiparese zu reduzieren. Länger anhaltende Effekte können jedoch von einer einzelnen Behandlung nicht erwartet werden. Diese sollen in einer Verlaufsuntersuchung ermittelt werden.