Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P545
DOI: 10.1055/s-2007-987816

Standanalyse hemiparetischer Patienten mit und ohne Pusher-Symptomatik

C Krewer 1, M Luther 1, F Müller 1, E Koenig 1
  • 1Bad Aibling

Fragestellung: Einige Patienten mit Hemiparese leiden zusätzlich zum motorischen Funktionsausfall an einer Pusher-Symptomatik, d.h. sie drücken sich aktiv zur Seite der Parese. Dadurch ist das posturale Gleichgewicht so stark beeinträchtigt, das sie häufig weder sitzen noch stehen können. Auch wenn das Stehen wieder erlernt wird, unterscheidet sich die Stehposition dennoch von der nicht-pushender Patienten.

Fragestellung war, inwieweit bei einer spontan eingenommenen Stehposition der Hüftwinkel und die Verteilung des Körpergewichts auf beide Füße durch die Pusher-Symptomatik beeinflusst werden.

Methoden: 12 hemiparetische Patienten, die mithilfe einer Person stehfähig waren, wurden anhand der Skala für contraversive Pusher-Symptomatik eingeteilt in Pusher (n=5, Alter 62±19, Barthel Index (BI) 6±5) oder Nicht-Pusher (n=7, Alter 63±10, BI 22±10).

Die Patienten sollen mithilfe eines Geländers ihre Stehposition einnehmen. Hilfestellung erfolgte beim Aufstehen und zur Sturzprophylaxe. Diese spontan eingenommene Körperposition wurde per Foto dokumentiert um den Hüftwinkel in der frontalen Ebene zu bestimmen. Dieser wurde durch 2 Achsen definiert, eine gezogen durch C7 und Sacrum, die andere durch Calcaneus und Hüftdrehpunkt des nicht-betroffenen Beines. Simultan wurde die Gewichtsverteilung unter beiden Füßen mit dem Parotec Drucksohlenmesssystem dokumentiert.

Ergebnisse: Patienten, die als Pusher klassifiziert wurden, konnten nur mithilfe am Handlauf stehen, obwohl sie den gesunden Arm zur Kompensation und nicht zur Verstärkung der Lateralneigung einsetzten. Die Analyse der Drucksohlen zeigte keinen signifikanten Unterschied. Beide Gruppen hatten eine asymmetrische Gewichtsverteilung von im Mittel 80% auf dem nicht-betroffenen, bzw. 20% auf dem paretischen Fuß. Die Auswertung des Hüftwinkels zeigte einen signifikanten Unterschied. Pusher hatten einen Shift der Hüfte zur paretischen Seite, während die Nicht-Pusher einen Shift zur nicht-betroffenen Seite hatten. Dieser Shift, berechnet als Winkel zwischen beiden Achsen über die paretische Körperhälfte resultierte in einem mittleren Winkel von 174 Grad bei Nicht-Pushern und 188 Grad bei Pushern.

Schlussfolgerung: Die Pusher-Symptomatik beeinflusst nicht die Gewichtsverteilung auf paretisches und nicht-paretisches Bein. Pusher haben einen Shift der Hüfte über die betroffene Seite, was zu einem verminderten posturalen Gleichgewicht führt und sie daran hindert ohne Hilfe an einem Geländer stehen zu können.