Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P543
DOI: 10.1055/s-2007-987814

Trainingsbehandlung bei Schreibkrampf – eine Evaluationsstudie

B Baur 1, W Fürholzer 1, I Jasper 1, C Marquardt 1, J Hermsdörfer 1
  • 1München

Der Schreibkrampf ist eine fokale Dystonie, die mit massiven Kokontraktionen der Muskulatur beim Schreiben einhergeht und den Schreibprozess deutlich beeinträchtigt.

Eine Behandlungsmöglichkeit ist das motorische Schreibtraining nach Mai und Kollegen, das neben verschiedenen Bewegungsübungen auch die Benutzung einer alternativen Stifthaltung (hinten zwischen Zeige- und Mittelfinger) vorsieht. Die Effekte der alternativen Stifthaltung und des Trainings wurden an einer Stichprobe von 27 Patienten mit Schreibkrampf überprüft.

Hierzu wurde die Schreibleistung der Patienten vor und nach dem Training sowie bei einem 3-Monats-Followup untersucht. Die Patienten sollten jeweils mit herkömmlicher und alternativer Stifthaltung einen Testsatz und einen 5-Minuten-Text schreiben. Dabei wurden die Griffkraft am Stift und diverse kinematische Schreibparameter unter Einsatz eines mit Sensorfolie ausgestatteten Stifts und eines Digitalisiertabletts erfasst. Zudem wurde erhoben, wie die Patienten subjektiv ihre Schreibleistung und die Beeinträchtigung durch die Schreibstörung im Alltag beurteilen.

Im subjektiven Patientenurteil bewirkte das Training eine bedeutsame Steigerung der Schreibleistung und Reduktion der Beeinträchtigung im Alltag. Die Analyse der objektiven Schreibparameter mit dem Software-Programm CS erbrachte vor allem im Bereich Druck bedeutsame Veränderungen: Die Einführung der alternativen Stifthaltung bewirkte bei den Schreibkrampfpatienten eine signifikante Senkung des Drucks, der mit der Stiftspitze auf die Schreibunterlage ausgeübt wird, sowie der Griffkraft am Stift. Nach 7 Trainingssitzungen fand sich eine weitere signifikante Reduktion beider Parameter. Es zeigten sich keine nennenswerten Zusammenhänge dieser Trainingseffekte mit dem Schreibkrampftyp (simple vs. dyston) oder der bisherigen Störungsdauer. In der behandlungsfreien Followup-Phase stiegen die Druckwerte wieder an; die Griffkraft am Stift war zum Followup-Zeitpunkt aber immer noch bedeutend geringer als vor dem Training.

Die Einführung einer alternativen Stifthaltung mit anschließendem motorischen Training erwies sich also als wirksame Behandlungsmethode des Kardinalsymptoms Druck beim Schreibkrampf.

Diese Arbeit ist gefördert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Projekt HE 3592)