Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P540
DOI: 10.1055/s-2007-987811

Wiedererlangen der Gehfähigkeit und Selbstständigkeit nach Schlaganfall: Eine prospektive kontrollierte Studie zum Vergleich von Hirninfarkt und intrazerebraler Blutung

M Pohl 1, C Werner 1, M Holzgraefe 1, G Kroczek 1, J Mehrholz 1, I Wingendorf 1, G Hölig 1, S Hesse 1
  • 1Kreischa, Berlin, Seesen, Bad Rodach

Fragestellung: Bisher ist nur wenig über den Rehabilitations- und Langzeitverlauf von Patienten nach Schlaganfall unter Berücksichtigung des Schlaganfall-Typs bekannt. Ziel der vorliegenden Untersuchung war es daher den Rehabilitationsverlauf unter besonderer Berücksichtigung des Schlaganfall-Typs (Hirninfarkt (HI) vs. intrazerebrale Blutung (ICB)) mittels einer Kohorte von Patienten nach Schlaganfall prospektiv zu evaluieren.

Methoden: Eingeschlossen wurden Patienten nach Schlaganfall nach Aufnahme in die stationäre Rehabilitation im Rahmen einer randomisierten und kontrollierten Studie (DEGAS, Pohl et al. Clin Rehabil 2007, 21:17–27), im Alter von 18 bis 79 Jahren, mit einer Erkrankungsdauer von weniger als 60 Tagen, nicht selbstständig gehfähig und einem Barthel-Index zwischen 25 und 65 Punkten. Patienten mit instabiler Herzkreislaufsituation, manifester Herzerkrankung, schwerer Gelenkfehlstellung sowie schwerer kognitive oder kommunikative Störung, welche ein Verständnis der Studie unmöglich machten, wurden ausgeschlossen. Abhängige Variablen waren der Barthel-Index (BI) als Maß der Alltagskompetenz und die Functional Ambulation Categories (FAC) als Maß der Gehfähigkeit zu Beginn der Rehabilitation, nach vier Wochen und nach sechs Monaten.

Ergebnisse: 155 Patienten nach Schlaganfall (122 HI und 33 ICB) wurden im Zeitraum 2001 bis 2003 eingeschlossen. Die Patienten waren (gruppiert nach Schlaganfall-Typ) zu Beginn der Untersuchung hinsichtlich wichtiger prognostischer Variablen wie Alter, Krankheitsdauer, Barthelpunktzahl, Gehfähigkeit vergleichbar (p>0,05). Nach 4 Wochen stationäre Rehabilitation waren Patienten mit HI im Vergleich zu Patienten mit ICB sowohl häufiger selbstständig im Alltag (definiert als BI>75) (47% vs. 24%; Fisher exakter Test, p<0,001) als auch häufiger gehfähig (definiert als FAC>3) (41% vs. 24% p=0,018). Nach sechs Monaten war der Anteil der Patienten bezüglich Selbstständigkeit (65% vs. 56%; p<0,106) und Gehfähigkeit (62% vs. 56%; p<0,304) in beiden Gruppen vergleichbar.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse sprechen für eine schnellere Erholung nach Hirninfarkt während der Rehabilitationsbehandlung im Vergleich zu Patienten mit ICB. Im Langzeitverlauf betrachtet ist die Verbesserung der Patientengruppen vergleichbar.