Aktuelle Neurologie 2007; 34 - P538
DOI: 10.1055/s-2007-987809

Problematik von Hypophysenfunktionsstörungen nach schweren erworbenen, nicht traumatischen Hirnschäden – Screeninguntersuchung im Rahmen der neurologisch-neurochirurgischen Frührehabilitation

D Steube 1, J Mengs 1
  • 1Bad Neustadt

Fragestellung: Nach Schädel-Hirn-Verletzungen und Subarachnoidalblutungen entstehende hypophysäre Funktionsstörungen sind zwischenzeitlich gut bekannt, ihre Genese aber noch nicht eindeutig geklärt. Es wird die Hypothese aufgestellt, dass auch andere schwere erworbene Hirnschäden mit einer solchen Funktionsstörung verbunden sind und somit Bedeutung für die neurologisch-neurochirurgische Frührehabilitation erhalten können.

Methodik: Im Zeitraum vom Januar 2005 bis August 2006 wurden 262 Patienten mit einer schweren, nicht traumatischen Hirnfunktionsstörung einem Hypophysenscreening zwei Tage nach Aufnahme in die Frührehabilitation unterzogen. Bestimmt wurden Prolaktin, Testosteron, freies Thyroxin, Cortisol sowie Somatomedin C. Die auslösenden Ursachen wurden ebenso erfasst wie die Störung der unterschiedlichen Funktionsachsen.

Ergebnisse: Bei 87% der Patienten wurden Störungen erfasst, wobei bis zu vier Ebenen betroffen waren. Eine differenzierte endokrinologische Diagnostik ist immer dann erforderlich, wenn Negativwerte gefunden wurden.

Schlussfolgerung: Die Häufigkeit hormoneller Störungen in dieser Behandlungsphase wird unterschätzt. Erhöhte Werte sind möglicher Ausdruck der Schwere der Erkrankung. Erniedrigte Hormonwerte weisen auf mögliche, auch längerfristige Insuffizienzen hin, sollten kontrolliert und gegebenenfalls durch differenzierte endokrinologische Funktionstests abgeklärt werden.

Literatur:

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